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Alles in Bewegung – in Kablow

Das schönste in Kablow sei die Gemeinschaft, sagt der ‚Dorfschulze‘. Das bedeutet auch, Verantwortung für die gemeinsamen Projekte zu übernehmen und sich miteinander abzustimmen. Ein Plus, wie die Jury des Dorfwettbewerbs offenbar fand.

 

Von Birgit Mittwoch

 

Martin Meinert steht stolz vor dem Dorfgemeinschaftshaus in Kablow, weist auf die nächsten Veranstaltungen hin. „Ein Puppenspieler hier aus unserem Ort wird demnächst ein Stück über Peterson und Findus spielen, es wird ein Weihnachtskaffeetrinken für unsere Senioren geben, heute Abend ist ein Yoga-Kurs, am Mittwoch- und Donnerstagabend proben die Tanzgruppen. Eigentlich ist hier fast jeden Tag was los“, berichtet der Ortsteilbürgermeister, der sich selbst augenzwinkernd als Dorfschulze bezeichnet. 

 

Dann greift der 76-Jährige zum Telefon: „Ulf, kommst du heute noch?,“ vergewissert er sich. Ulf, am anderen Ende der Leitung, sagt, dass er in fünf Minuten da sei. Ulf Brettschneider ist Chef des Kulturvereins Kablow05 e.V. und beide Männer haben wohl großen Anteil daran, dass der Ort mit seinen 950 Einwohnern immer wieder und irgendwie zusammenkommt. Das war es der Jury im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ dann auch wert, Kablow mit einem 2. Platz und 3.000 Euro Preisgeld zu ehren.

 

 Dorfschulze Martin Meinert (l.) und Vereinschef  Ulf Brettschneider in Kablow. Foto: Peter Mittwoch

Dorfschulze Martin Meinert (l.) und Vereinschef  Ulf Brettschneider in Kablow. Foto: Peter Mittwoch

 

Das Dorfgemeinschaftshaus ist 2019 eröffnet worden. Vorher stand an gleicher Stelle eine Schule, 1896 erbaut und stark in die Jahre gekommen. Die obere Etage war zwar noch bewohnt, die unteren Räume irgendwie nutzbar, aber alles war eben in einem schlechten Zustand. 1,3 Millionen Euro hat der Neubau gekostet, jetzt ist er ein wahres Schmuckstück. Große, helle Räume, bodentiefe Fenster. Die Wände hier, demonstriert Martin Meinert, könne man mit wenigen Handgriffen wegschieben, so entstehe ein besonders großer Raum, gut fürs Training der Tanzgruppen. Auch der Küchenbereich ist großzügig, edel und langlebig, gesponsort von einem ansässigen Unternehmer. 

 

Inzwischen ist Ulf Brettschneider eingetroffen. Der Maurermeister mit eigenem Bauunternehmen hatte noch eine Baustelle zu betreuen. Er hat sich vor fast 20 Jahren entschlossen, sich noch etwas mehr Arbeit aufzubürden und gemeinsam mit 18 mutigen Bürgerinnen und Bürgern den Kulturverein Kablow gegründet. „Einer musste ja die Verantwortung übernehmen, da hab‘ ich das eben gemacht“, sagt er lakonisch. Vorher gab es einige Dorfbewohner, die Lust hatten; gemeinsam zu feiern, erzählt der 67-Jährige. Daraus sind nun fünf feste Termine pro Jahr geworden – das Frühlingscafé, der Tanz in den Mai, das Dorffest im August, die Ü60-Weihnachtsfeier und „Kablow im Advent“. 

 

Vor fünf Jahren gebaut: Das neue Dorfgemeinschaftshaus in Kablow. Foto: Peter MittwochVor fünf Jahren gebaut: Das neue Dorfgemeinschaftshaus in Kablow. Fotos: Peter Mittwoch

Durch mobile Trennwände vergrößerbar: der Saal im Dorfgemeinschaftshaus. Foto: Peter MittwochDurch mobile Trennwände vergrößerbar: der Saal im Dorfgemeinschaftshaus. 

 

Der Kulturverein hat mittlerweile 85 Mitglieder – unbestrittener Höhepunkt ist das inzwischen weithin bekannte Dorffest, in diesem Jahr mit fast 3.000 Gästen. Aktuell ist aber „Kablow im Advent“ wichtig – Ulf Brettschneider und seine Mitstreiter haben für den ersten Advent ein Treffen mit Glühwein und Weihnachtsplätzchen rund um die Dorfkirche vorbereitet. Die kleinen Häuser rundum herum sind immer festlich mit Lichtern geschmückt. 

 

„Selbstgemacht“ ist vieles in Kablow, das zur Stadt Königs Wusterhausen gehört. Fast scheint es, als ob fast jeder Einwohner im Dorf Mitglied in mindestens einer der vielen Tanzgruppen, Vereine, Sportgemeinschaften, im Gemischen Chor ist. Allein drei Männertanzgruppen gibt es – mit solch schönen Namen wie „Dreamboys“, „Uhus“, „Alptraumtänzer“. Bei „Hüftschwung“ und „Mannis süße Engel“ schwingen die Damen das Tanzbein und fast 60 Jugendliche und Kinder tanzen in unterschiedlichen Formationen. Dazu kommen noch Sportvereine für Fußball, Kegeln (immerhin 2.Bundesliga), Gymnastik, Tischtennis, ein Angler- und ein Feuerwehrverein.

 

 Tanzen, Feiern, Fröhlichsein: In Kablow prägt das die Dorfgemeinschaft. Foto: Kulturverein

Tanzen, Feiern, Fröhlichsein: In Kablow prägt das die Dorfgemeinschaft. Foto: Kulturverein 

 

Martin Meinert beendet ganz zufrieden den Rundgang im Dorfgemeinschaftshaus und lädt die Reporter vom Wokreisel kurzentschlossen zu einer Dorfrundfahrt mit seinem Auto ein. Erste Station: der lange hölzerne Steg in den Krüpelsee, 2012/2013 erneuert. Gleich daneben ein Spielplatz und eine Badestelle. Hier waren auch die Juroren des Dorfwettbewerbes vor Ort, haben sich den Wind wie auch an diesem Tag um die Ohren pfeifen lassen und dabei wohl viel vom Gemeinschaftsgefühl der Kablower erfahren. „Der Strand ist im Sommer immer gut besucht, wird auch sauber verlassen. Den Sand am Strand füllen wir jedes Jahr neu auf“, erzählt der ehemalige Tischlermeister Martin Meinert. 

 

Egal ob Anlegesteg oder Straßeninstandsetzung: Eine Bürgerbeteiligung sei ihm immer wichtig gewesen, berichtet der Ortsteilbürgermeister. „Hinweise von Einwohnern und Einwohnerinnen haben wir oft aufgenommen.“ Vielleicht fühlen sich auch deswegen viele z.B. für den Zustand des Steges verantwortlich – ist mal ein Brett lose oder verwittert, gibt es Hinweise. So kann der Schaden schnell beseitigt werden. 

 

Weiter geht die Fahrt durch den Ort zum Kindergarten „Waldhaus“. Auch den hat Kablow, bzw. die Stadt Königs Wusterhausen, neu gebaut, vorausschauend größer als den alten, mit 45 Plätzen. Jetzt können hier nicht nur die jüngsten Kablower, sondern auch einige aus dem Umland betreut werden. Die Straße an der Kita ist ebenfalls neu, jetzt als Einbahnstraße – gut für die Sicherheit nicht nur der Kleinsten.

 

 Genug Platz für die Jüngsten: die Kita "Waldhaus" in Kablow. Foto: Peter Mittwoch

Genug Platz für die Jüngsten: die Kita "Waldhaus" in Kablow. Foto: Peter Mittwoch

 

Die Sightseeing-Tour durch Kablow führt weiter zum Jugendclub. „Ob wir da reinkommen, weiß ich gar nicht, ich habe gar keinen Schlüssel mit.“ – Mit diesen Worten sucht Martin Meinert vergeblich in seinen Jackentaschen. Den Jugendclub betreibt der Ort in Eigenregie. Einige, die vor 20 Jahren hier selbst Nutzer waren, betreuen heute den Club weiter, organisieren Veranstaltungen. „Ich habe doch den Schlüssel gefunden“, freut sich der Dorfschulze und schließt auf. Drinnen große Tische, ein Billard, Bar, Hocker, Sofa, ein wandfüllendes Graffiti. Draußen hält ein Auto, herein kommt Christian Lück. Freudig wird er vom Ortsteilbürgermeister begrüßt – ein Zufall, dass gerade er, gerade jetzt hier vorbeischaut.

 

„Vor 25 Jahren war ich hier selbst mit dabei, da war ich 15 Jahre alt, da gab es noch keine Toiletten, marode Fenster“, erzählt Christian Lück spontan. Heute fühlen sich er und so zwei, drei andere Kablower andere noch immer verantwortlich für den Jugendclub. „Aber es wird schon schwieriger, die Kids von zu Hause und dem Laptop wegzulocken“, sagt er. Eigentlich wären feste Öffnungszeiten wichtig, aber das könnten er und seine Mitstreiter nicht leisten. Alle hätten einen festen Job, er z.B. sei Chef des Restaurants „Alte Mühle Friedersdorf“, sein Bruder Michael Lück Bäcker mit mobilem Backofen. Dass sich der Weiterbetrieb des Jugendclubs lohne, der Bedarf eigentlich da sei, da ist sich Christian Lück sicher. Im Advent werden wieder Weihnachtsplätzchen gebacken – mit 60 bis 80 Kids.

 

Halt am Jugendclub. Foto: Peter MittwochHalt am Jugendclub. Fotos: Peter Mittwoch

Früher selbst als Jugendlicher im Club, heute verantwortlich: Christian Lück (M.). Foto: Peter MittwochFrüher selbst als Jugendlicher im Club, heute verantwortlich: Christian Lück (M.). 

 

Was ist das Schönste an Kablow? „Alles“, antwortet Marin Meinert spontan. „Das Schönste ist, dass wir so eine tolle Gemeinschaft haben. Ich kann bei vielen einfach anrufen, wenn Hilfe gebraucht wird und die kommen dann auch,“ meint der Dorfschulze. Bei „Kablow im Advent“ machen sich vor allem immer die Frauen schon Gedanken, was sie backen und anbieten möchten, meint Kulturverein-Chef Brettschneider. „Das glaubt man gar nicht, wie heiß sie darauf sind.“ 

 

Beide Männer treffen sich nicht nur zum gemeinsamen Planen und Beraten im Ortsteilbeirat oder Kulturverein. An diesem Abend wird es noch eine Bandprobe im Gemeinschaftshaus geben: vier Gitarren, gute alte Musik – an einer der Gitarren Martin Meinert, an der zweiten Ulf Brettschneider, der auch singt.

 

Info:

  • Die Jury des Kreiswettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ hat folgende Platzierungen vorgenommen:
    1.Wittmannsdorf-Bückchen (Gemeinde Märkische Heide)
    2.Kablow (Stadt Königs Wusterhausen)
    3.Töpchin (Stadt Mittenwalde)
    3.Löpten (Amt Schenkenländchen) 

  • Der Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ findet alle drei Jahre statt. Der Sieger des Kreiswettbewerbes nimmt anschließend am Landeswettbewerb teil. 

  • Im Juni 2025 wird die aus Landwirtschaftsministerium Brandenburg, Städte- und Gemeindebund sowie weiteren Vertretern zusammengesetzte Landesbewertungskommission die von den Landkreisen in den Landeswettbewerb delegierten Dörfer besuchen. 

  • Die im Ergebnis dieser Bereisung auserkorenen zwei Sieger werden 2026 das Land Brandenburg beim Bundeswettbewerb vertreten. 

  • Im letzten Durchgang ging Byhleguhre-Byhlen als Sieger im Kreiswettbewerb hervor. Im Landeswettbewerb erhielt das Dorf den Sonderpreis für herausragende Aktivitäten in der generationsübergreifenden Traditionspflege.

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Mo, 02. Dezember 2024

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