Der Strukturwandel in der Lausitz nimmt Fahrt auf, auch symbolisch. Die Menschen halten ihn für wichtiger denn je, aber es hapert u.a. nach wie vor an der Beteiligung. Derweil entwickeln Künstler ihren ganz eigenen Zugang zur Region.
Von Dörthe Ziemer
Für den Strukturwandel in der Lausitz gilt derzeit offenbar: weitermachen! Die Zufriedenheit der Lausitzer bewegt sich laut dem neuesten Lausitz-Monitor seit fünf Jahren auf einem mittleren Niveau, dabei wird die eigene Lebenssituation traditionell etwas besser eingeschätzt (aktuell bei 2,8 auf einer Skala von 1 bis 6) als die allgemeine Situation in der Region (3,1). Herausforderungen sehen die Menschen eher bei nicht Lausitz-spezifischen Themen, etwa Inflation und Preissteigerung sowie Arbeitsmarkt, Wirtschaft und Migration. 69 Prozent der Lausitzer halten einen tiefgreifenden Strukturwandel deshalb für notwendig - das ist der Höchstwert aus fünf Jahren Lausitz-Monitor. Lausitz-spezifisch sind wiederum die Pluspunkte, die die Befragten benannt haben: Die Region sei eine attraktive Urlaubs-, Wohn- und Kulturregion, in der das Sorbische ein Alleinstellungsmerkmal bilde.
Von insgesamt 40 Milliarden Euro erhält Brandenburg rund zehn Milliarden Euro aus dem Strukturstärkungsgesetz für die Kohleregionen. Damit sei „der Lausitzer Strukturwandel keineswegs schlecht aufgestellt“, schreibt Sebastian Heer vom Leibniz Institut für Ökologische Raumentwickung im Jahr 2022, „aber was es daneben braucht, ist die Unterstützungsbereitschaft der Menschen in der Region.“ Aus den Enttäuschungen des Strukturbruchs nach der Wende folge die Botschaft, „wie wichtig es ist, die Bürgerschaft (diesmal) stärker einzubeziehen“. Das sorge nicht nur dafür, dass Ideen aus der Bürgerschaft im Strukturwandelprozess ankommen, sondern auch für Selbstwirksamkeitserfahrungen und die Rückkopplung zu politischen Entscheidungsprozessen und Verwaltungsvorgängen.
Um diesen Prozess zu organisieren, wichtige Akteure der bestehenden Zivilgesellschaft zu vernetzen und Bürger daran anzubinden, hat sich die Bürgerregion Lausitz gegründet. Sie wird für mehrere Jahre ebenfalls aus Strukturmitteln gefördert. Sie organisiert Bürgerdialoge, Beteiligungswerkstätten, Erzählcafés und mehr und ist mit mehreren Knotenpunkten in der Lausitz präsent. Für Dahme-Spreewald ist der Knotenpunkt des Vereins Wertewandel in Raddusch zuständig. Doch die Beteiligung genau dann zu organisieren, wenn sie konkret gebraucht wird, scheint herausfordernd zu sein.
Wie schwierig das ist, zeigte sich jüngst in Lieberose. Die Stadt liegt einerseits mittendrin im Strukturwandel-Land, andererseits auch irgendwie an der Peripherie - zum Beispiel des Landkreises Dahme-Spreewald und früher des Kreises Beeskow. Das Schloss ist seit dem Verkauf an einen Berliner Augenarzt verwaist. Ein Bebauungsplan wird derzeit aufgestellt, um ihm eine städtebauliche Entwicklung des Schlosses zu ermöglichen. Laut Aufstellungsbeschluss ist ein Hotelbetrieb geplant, Anträge auf Zwischennutzung gab es nach Informationen des Landrates noch nicht. Still ruht das Schloss und mit ihm die Innenstadt. Bis zum Verkauf sorgten der Förderverein Lieberose mit Führungen und Dokumentationen sowie das Kunstevent Rohkunstbau im Schloss für reges Interesse und einigen Zulauf – bis hin zur örtlichen Eisdiele und Bäckerei.

Das Schloss in Lieberose wurde an einen Berliner Augenarzt verkauft. Foto: Dörthe Ziemer
Mehr Bewegung ist in der Lieberoser Heide zu verzeichnen, jenem ehemaligen Truppenübungsplatz, der das „Wilde Herz der Lausitz“ werden soll: Erlebniswanderungen im Sukzessionspark, Naturerlebnis, Radtouren, sanfter Tourismus. Die dazugehörige Entwicklungsgesellschaft „Naturwelt Lieberoser Heide“ wird von den Anrainer-Kommunen und -Kreisen getragen. Nun soll ein Besucherzentrum entstehen, von dem aus Exkursionen in die Wildnis starten und das über die Region informiert. Nun, wo das Schloss für ein derartiges Vorhaben nicht mehr zur Verfügung steht, ist es am Stadtrand im Wald geplant. Der Kreisausschuss hat für den notwendigen Flächenerwerb jüngst grünes Licht gegeben. Dass das Zentrum nicht in der Innenstadt entsteht, hat jedoch Kritiker auf den Plan gerufen, die sich nicht ausreichend in die Standortwahl einbezogen fühlen.
EXKURS: Protest gegen die Standortwahl
Es waren teils schwere Vorwürfe, die der Lieberoser Andreas Weigelt in der Kreistagssitzung im April erhob: Bürger seien zu wenig einbezogen und Alternativstandorte nicht ausreichend geprüft worden, so sein Vorwurf. Bereits in einer vorherigen Sitzung hatte die zuständige Dezernentin Heike Zettwitz die Standortwahl verteidigt: Insgesamt seien vier potentielle Standorte untersucht worden, heißt es im Protokoll auf eine Anfrage der damaligen Kreistagsabgeordneten Andrea Lübcke (Bündnis ‚90/Grüne). Kriterien seien stadtplanerische Gesichtspunkte, Grundstücksbeschaffenheit und -verfügbarkeit, Ökologie und Landschaft sowie wirtschaftlicher Betrieb gewesen. Darüber hinaus seien für das Projekt „das naturnahe Erleben und die räumliche Beziehung zum zweiten Projektmodul ‘Aussicht Wildnis’ besonders wichtig“, weshalb der Standort außerhalb des Zentrums gewählt wurde. Dieser sei zugleich zentrumsnah und gut mit dem Nahverkehr erreichbar.
Die Kritiker um Andreas Weigelt jedoch hätten es lieber gesehen, wenn leerstehende Häuser im Zentrum genutzt worden wären. Dieses sei „systemisch von baulichem Verfall bedroht“ und bedürfe eines Impulses, sagte Andreas Weigelt im Kreistag und fragte, weshalb vor diesem Hintergrund der Bau nicht im Zentrum, sondern 1,6 Kilometer entfernt als „Satellitenstadt“ im Kommunalwald entstehen soll. Entgegen den Aussagen der beteiligten Entscheider, darunter die Kreisverwaltung, die Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) und die Interministerielle Arbeitsgruppe (Imag), wonach der Standort „partizipativ und konsensual ermittelt“ worden sei und deshalb „allgemeine Akzeptanz“ finde, sei das Gegenteil der Fall, führte Andreas Weigelt aus. Im Lieberoser Stadtjournal, Ausgaben Januar/Februar 2025 und März/April 2025, habe er dies Quellen-gestützt dargestellt – und dass es durchaus alternative Standorte gebe.
Landrat Sven Herzberger, der das Wort bei der Anfrage im April nicht an die fachlich zuständige Dezernentin übergab, sagte, dass eine Bürgerbeteiligung angemessen sein müsse, „gerade bei so einem wichtigen Thema mit Strahlkraft“. Auf die Frage, ob er sich für einen Standort innerhalb der Stadt ausspreche, sagte Sven Herzberger: „Das kann ich jetzt nicht mit Ja oder Nein beantworten, weil ich den Sachverhalt für mich nicht abschließend bewerten kann.“ Er werde sich zusammen mit der zuständigen Fachabteilung näher damit befassen. Er habe zur Kenntnis genommen, dass Andreas Weigelt mit den Bürgern für Lieberose die beste Lösung suche, und das solle das gemeinsame Ziel sein. „Sie haben völlig Recht: Es ist wichtig, dass wir die richtigen Weichen stellen für eine Nichtabkopplung von Lieberose“, schloss der Landrat seine Antwort an Andreas Weigelt.
Doch damit war die Standortfrage mitnichten wieder offen, wie die Kreisverwaltung kurz darauf bestätigte. „Die Einwohnerfragestunde im Kreistag ist dazu bestimmt, dass Bürgerinnen und Bürger ihre persönlichen Anliegen sowie ihre Fragen an die Verwaltung vortragen. Die Wahrnehmungen der Bürgerinnen und Bürger stimmen dabei nicht zwangsläufig mit den tatsächlichen Gegebenheiten und Rahmenbedingungen überein“, lautet die Antwort aus der Pressestelle. Bei der Aufstellung des Bebauungsplanes für das Besucherzentrum im Stadtwald sei „im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften eine Bürgerbeteiligung eingeplant“. Was die Standortfrage betrifft, so gebe es dazu “keinen neuen Sachstand gegenüber Dezember 2024“.
Neben den Standort-Kritikern gibt es natürlich auch Menschen in Lieberose, die froh sind, dass überhaupt etwas passiert. Als jemand, der von Berlin zugezogen ist, sehe er die Debatte um den Standort mit etwas Augenrollen, sagt Guido Medert, der sich beim Stadtjournal Lieberose engagiert. Wer sich 30 Kilometer auf den Weg nach Lieberose macht oder sogar extra aus Berlin, Dresden oder Cottbus kommt, der wird sich nicht nur das Besucherzentrum angucken wollen, sondern automatisch auch die Stadt. Das liegt alles so nah beisammen“, sagte er beim Wokreisel-WOhnzimmer in Straupitz.
„Ich finde es absurd, dass man das so getrennt aufdröselt“, findet Guido Medert. Auch wenn Lieberose wenig zu bieten habe, es gebe doch immerhin „einen schönen Marktplatz, ein Eiscafé, und wenn Feste sind, ist auch tatsächlich viel los“, stellt er fest. Es werde kulturell viel auf die Beine gestellt. „Also man kann den Lieberosern nicht nachsagen, dass nicht genügend Leute genügend Dinge in Bewegung setzen würden“.
Bleibt die Frage, warum die für so wichtig erachtete Bürgerbeteiligung im Fall von Lieberose mindestens unterschiedlich erfolgreich wahrgenommen wird. Zwar gibt es nun immer wieder Informationsveranstaltungen. Aber die Standortfrage wurde ohne eine Bürgerbeteiligung, die als ausreichend empfunden worden wäre, entschieden. Es gelinge noch nicht, an solch entscheidenden Punkten die Beteiligung ausreichend zu organisieren, schätzt Heiko Jahn, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Lausitz (WRL) ein. „Wir sind dabei, hier mit der Bürgerregion Lausitz nachzusteuern“, sagte er jüngst in einem Pressegespräch. Die WRL prüft und qualifiziert Projekte, die mit Strukturwandelmitteln gefördert werden sollen, in einem so genannten Werkstattprozess, in den zahlreiche Multiplikatoren und Entscheider eingebunden sind. „Wir empfehlen den Bürgermeistern immer, im Entscheidungsprozess die Grenzen der Stadtverordnetenversammlungen zu überschreiten“, so Heiko Jahn. In Lübbenau gelinge das mit der LübbenauBrücke, einem Stadtentwicklungsverein, gut.

Das Stadtzentrum mit den beiden imposanten Kirchen - der wendischen und der deutschen. Foto: Dörthe Ziemer
Und so bleibt auch in Sachen Naturwelt und Wildnis noch einiges zu tun – beispielsweise dafür zu sorgen, dass die Aktivitäten in der Lieberoser Innenstadt am Ende auch eine Rolle in der Entwicklung der Lieberoser Heide spiele. „Lieberose hat eine hervorragende Eisdiele, das muss am Ende matchen“, sagt der Lausitzbeauftragte der Landesregierung Klaus Freytag. Dazu habe es auch viele Hinweise im Werkstattprozess gegeben. Antragsteller für die Förderung des Besucherinformationszentrums und somit federführend für die Umsetzung ist der Landkreis Dahme-Spreewald. „Gebaut ist so etwas schnell, aber wer hat am Ende die Betriebskosten und bewirtschaftet es?“, fragt er. Das sei die „große Schwierigkeit und Herausforderung bei aller Einzigartigkeit der Lieberoser Heide“.
Wie sich Räume öffnen und Möglichkeiten erschließen lassen, das ist auch immer wieder Thema von künstlerischen Interventionen im Strukturwandel-Land. So auch in und um Lieberose. Seit drei Jahren finden dort die Lausitzer Fototage statt. Profi- und Nachwuchsfotografen aus verschiedenen Ecken des Landes kommen zusammen, um die Region zu entdecken und die Eindrücke und Entwicklungen festzuhalten. Da treffen Blicke von Innen und von Außen, von Jung und Reifer aufeinander. Und manchmal gibt es auch Überraschungen.

Die Berliner Fotografin Carla Pohl bei den Fototagen 2022. Foto: Dörthe Ziemer
So wie bei Carla Pohl bei den ersten Fototagen 2022. Die Berlinerin kannte die Region von ihren Besuchen im Spreewald und hatte sich vorgenommen, zum Thema Sorben/Wenden zu arbeiten. Das sei jedoch nicht so leicht bildlich zu greifen gewesen wie erwartet, erzählt sie: „Das ist schwammig: Was macht die Kultur eigentlich aus?“ Nicht so sehr in der Alltagskultur, sondern eher in der Sprache, in der Identität und im Stolz sei das Sorbische zu spüren, so ihre Beobachtung. Drei Generationen Sorben/Wenden hat sie während ihres Aufenthalts in der Lausitz getroffen und sie zwischen Original, Bewahren und Neuerfinden erlebt. Dem versucht sie in ihren Bildern assoziativ nachzuspüren.
EXKURS: Lieberose als Ankerpunkt fotografischer Entdeckungen
Über die Lausitzer Fototage 2025 teilt der Veranstalter mit:
Die Lausitzer Fototage fanden inzwischen zum dritten Mal statt – mit Lieberose als Basis-Station für den einwöchigen Aufenthalt von zehn Fotografinnen und Fotografen. Anliegen des Projekts ist es, den kulturell-gesellschaftlichen Diskurs während des Transformationsprozesses der sächsisch-brandenburgischen Region zu begleiten und kreativ mitzugestalten.
Erste Arbeitsergebnisse werden in dem Katalog zu sehen sein, der im Herbst erscheinen soll, wie die Kuratoren Herbert Schirmer und Uwe Warnke ankündigen. In diesem Katalog werden die Teilnehmer vorgestellt: Die Gruppe setzte sich wie in den vorangegangenen Jahren aus fünf namhaften und gestandenen Fotografinnen und Fotografen aus Brandenburg, Sachsen und Thüringen zusammen, die jeweils eine jüngere Kollegin, einen jüngeren Kollegen eingeladen hatten. Der Erfahrungsaustausch ist Teil des Symposions und so gab es am ersten Tag eine lebhafte Diskussion zu den fotografischen Arbeiten, die jeder mitgebracht hatte.
Sven Gatter dokumentierte in LIeberose kleinstädtisches Leben mit seiner Kamera.
Diskussion über mitgebrachte Arbeiten: Sven Gatter, Antine Yzer, Meret Ebert, Werner Mahler (v.l.).
Zu Besuch im Atelierhaus "Pisspott" in Jamlitz.
Foto: Ingrid Hoberg
Mit Ute Mahler und Werner Mahler waren diesmal zwei Persönlichkeiten der deutschen Fotografie dabei, die nicht nur ein umfangreiches fotografisches Werk geschaffen haben. Ihre Namen sind mit der Fotografenagentur Ostkreuz und mit der Ostkreuzschule Berlin verbunden. Nach Jahren mit unterschiedlichen Schwerpunkten in ihrer fotografischen Arbeit entschieden sie sich 2008, unter einer Autorenschaft zu fotografieren. Im Galerie-Gespräch in der Symposion-Runde berichteten sie von dem im Jahr 2019 begonnen Projekt „An den Strömen“. Wie Ute Mahler erklärte, haben sie gemeinsam europäische Ströme fotografiert, die, nach Definition, mindestens 1500 Kilometer lang sein müssen und im Meer enden. „Flüsse sind die am meisten gefährdeten Habitate weltweit“, sagte sie. Zwei europäische Ströme konnten bisher nicht fotografiert werden: Don und Dnepr. „Ihr Fehlen steht für menschengemachte Katastrophen – die aktuellen Kriege“, ergänzte Werner Mahler.
Zum Abschluss des Symposions gab es wieder eine gemeinsame Runde, in der einige schon einen Einblick in ihre Arbeitswoche in Lieberose geben konnten. Hans-Christian Schink, gewohnt weltweit mit der Kamera unterwegs, entdeckte die Wildnis vor der Haustür – am Bergsee und Umgebung. Wildnis-Manager Alexander Haase hatte bei einer Wanderung auf dem neu erschlossenen Rundweg „Libelle“ das Fotografen-Interesse bestärkt. Frank Höhler besuchte Beeskower Kleingärtner in ihrer Idylle, Sven Gatter fotografierte in tausend Sequenzen das kleinstädtische Leben in Lieberose an der Hauptstraße zwischen den beiden Supermärkten.
Wildnis-Manager Alexander Haase erläuterte den Fotografinnen und Fotografen die besonderen Bedingungen in der Lieberoser Heide. Fotos: Ingrid Hoberg
Wildnis-Manager Alexander Haase erläuterte den Fotografinnen und Fotografen die besonderen Bedingungen in der Lieberoser Heide.
Ludwig Spaude, seit je begeistert von den Nebelwäldern in Südamerika, entdeckte in der Tagebaulandschaft bei Waninchen eine differenzierte Landschaft, die in Folge der Tagebaue entsteht. Meret Eberl und Antine Yzer porträtierten Menschen, die sie in der Stadt und Umgebung trafen. Andreas Beetz stellte fest, dass er mit anderen Ideen gekommen war und sich diese im Arbeitsprozess änderten. Claus Bach hat seine konzeptuelle Arbeit der PLANKS fortgeführt, in dem er sich auf skurriler Weise mit Arbeitsanzug und Bauhelm verschiedenen Örtlichkeiten ausgesetzt und fotografiert hat.
Tausende Bilder sind in dieser einen Woche entstanden – die Arbeit der Fotografinnen und Fotografen geht nun in der Nachbereitung weiter. Die Ergebnisse werden nicht nur in dem Katalog zu sehen sein, sondern auch in der Freiluftausstellung, die im nächsten Jahr wieder auf der Wiese im Schlosspark präsentiert werden soll.
Besucher des öffentlichen Rahmenprogramms nutzten die Gelegenheit, die temporäre Ausstellung mit Fotografien der Symposion-Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Galerie in der Schütte der Darre zu besuchen. Mit dem Vortrag von Ulrike Kremeier, Direktorin des Brandenburgischen Landesmuseums für moderne Kunst Cottbus/Frankfurt (Oder), dem Film „Bei uns heißt sie Hanka“ von Grit Lemke und dem Konzert der Jazzwerkstatt Peitz mit dem Peter Ehwald Trio ist in Lieberose wurde das Symposion ergänzt. Nicht nur aus Lieberose, auch aus dem Umland waren Besucher gekommen. So entwickelten sich angeregte Gespräch zwischen Projekt-Teilnehmern und Gästen, darunter Klaus Meier, der das ehemalige Hotel und Warenhaus in der Cottbuser Straße 79 in Lieberose erworben hat und es zum Maisón del Arte ausbauen will.
Einen zusätzlichen Einblick in das Leben der Region bekamen die Fotografinnen und Fotografen durch das Fest mit Umzug zu 140 Jahre Freiwillige Feuerwehr Lieberose – einschließlich Feuerwehrball. Mitglieder des Fördervereins Lieberose unterstützten die organisatorische Realisierung der Lausitzer Fototage mit viel Engagement.

Gruppenbild mit allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie den beiden Kuratoren des 3. Symposions der Lausitzer Fototage. Foto: Ingrid Hoberg
„Was mich immer wieder überrascht: Wie sich Erwartungen und zuvor gefasste Absichten der Teilnehmer:innen nach der Ankunft in Lieberose bestätigen oder, durch die Begegnung mit der ostbrandenburgischen Landschaft und den hier lebenden Menschen provoziert, neu gefasst werden“, sagt Kurator Herbert Schirmer. „Auch das Miteinander gestandener Fotografen mit den z. T. wesentlich Jüngeren zu beobachten, der vorbehaltlose Umgang miteinander, das voneinander-Lernen in technischen und ästhetischen Fragen, macht für mich den Reiz dieses Symposions aus.“ Interessant sei, „dass gerade die jungen Fotograf:innen das Menschenbild wieder mehr in den Fokus ihrer künstlerischen Auseinandersetzung rücken, um so den gesellschaftlichen Wandel in der Lausitz sichtbar zu gestalten“. Ingrid Hoberg
An den 3. Lausitzer Fototagen nahmen teil:
Ute Mahler, Lehnitz/Oranienburg & Meret Eberl, Berlin
Werner Mahler, Lehnitz/Oranienburg & Antine Yzer, Hamburg, Bremen, Berlin
Frank Höhler, Dresden & Sven Gatter, Hannover
Hans-Christian Schink, Lindetal & Ludwig Spaude, Berlin
Claus Bach, Weimar & Andreas Beetz, Berlin
Mehr Beispiele für künstlerische Interventionen sind bei den geförderten Projekten des Kulturplans Lausitz zu finden. Mit diesem Fördertopf, der aus einem breiten Beteiligungsprozess zur Lausitzer Kultur entwickelt wurde, sollen das kulturelle Erbe und das aktuelle kulturelle Leben in der Lausitz erfahrbar gemacht werden. Er ist spartenübergreifend angelegt und richtet sich sowohl an kleinere Vor-Ort-Initiativen als auch Projekte mit überregionaler bzw. landkreisübergreifender Ausstrahlung. Die Breite der ausgewählten Projekte ist groß: von ausschließlich sorbisch-sprachigen Exkursionen über Kochprojekte bis hin zu künstlerischen Mitmach-Projekten und mehrtätigen Festivals.
Am Ende hänge vieles „von den handelnden Personen ab“, sagt WRL-Chef Heiko Jahn. „Was nicht geht: dass wir uns zurücklehnen und den Strukturwandel die anderen machen lassen. Wir müssen alle mitmachen“, fordert er. Und Klaus Freytag ergänzt: „Wir haben über Jahre Wohnungen, Kitas und Schulen abgetragen. Jetzt wächst die Region wieder. Wer unternehmerisch wach ist, investiert jetzt.“ Bei diesem Prozess brauche es Mut und Zuversicht. Symbolisch hat die WRL dazu kürzlich nachgelegt. Seit kurzem ist ein Regionalzug im Design der Imagekampagne „Die Lausitz. Krasse Gegend.“ auf der Linie RE7 zwischen Dessau und Senftenberg unterwegs: von der Hauptstadt in die Lausitz und zurück. Immer wieder.

Unverkennbares Merkmal der Lausitz: die sorbische Tracht. Foto: WRL
„Der Strukturwandel-Zug ist in voller Fahrt“, sagte Brandenburgs Infrastrukturminister Detlef Tabbert dazu, „und er trägt die Botschaft einer starken, zukunftsorientierten Lausitz in die Hauptstadtregion.“ Ein wichtiges Bindeglied zwischen Hauptstadtregion und Lausitz ist der Innovationskorridor Berlin-Lausitz. Er verknüpft Wissenschaft, Wirtschaft, Mobilität und Wohnen entlang der Entwicklungsachse zwischen Berlin und Cottbus. Großprojekte wie der Lausitz Science Park oder der Co-Working-Space „Green Hub“ in Lübbenau stünden beispielhaft für die entstehende Achse, heißt es in einer Pressemitteilung. Doch es bleibt: die Herausforderung, dass am Ende auch alle einsteigen möchten.
Das trifft insbesondere auf die Jugend zu. Laut einer aktuellen Umfrage des Revierwende-Büros Lausitz wird der Strukturwandel von Jugendlichen in der Lausitz mit Skepsis und wachsender Distanz wahrgenommen. Zugleich seien junge Menschen in der Lausitz interessiert an ihrer Region und dem Strukturwandel, und viele von ihnen bringen eine grundsätzlich positive Grundhaltung mit. Die Studienautoren fordern deshalb kontinuierliche und zielgruppenorientierte Strukturen für Jugendbeteiligung vor Ort und im Land. Die Förderregularien müssten eine Jugendbeteiligung fest in den Gremien verankern. Kampagnen für die Region müssten mit jungen Menschen und durch junge Menschen entwickelt werden. Und schließlich müsse das Thema Strukturwandel in Schulen, Berufsschulen und Projekten erlebbar werden. Erste Instrumente dazu gibt es bereits: den Teilhabefonds der WRL und das Kompetenzzentrum Kinder- und Jugendbeteiligung in Senftenberg, angesiedelt bei der Bürgerregion Lausitz.
Hinweis zur Transparenz:
Die Autorin arbeitet auch als freie Kulturmanagerin in der Region.