Der Fachkräftemangel prägt den Alltag im Landkreis: Handwerker suchen Azubis (deswegen der Wunsch nach mehr Oberschulplätzen), Kitas suchen Erzieher, Schulen finden keine Lehrer. In der Gastronomie führt Personalmangel zu gekürzten Öffnungszeiten, in Krankenhäusern bleiben Betten frei, weil kein Personal da ist. Andersherum kommen teils gut ausgebildete Menschen zu uns und solche, die gern in Pflegeberufen und in der Logistikbranche arbeiten wollen. Sie schnell in Arbeit zu bringen, ist ebenso das Gebot der Stunde, wie attraktive Lebensbedingungen im Landkreis zu schaffen.
Das Wichtigste jedoch, was ein Landrat beim Thema Fachkräfte tun kann, ist wohl, sich um sein eigenes Personal gut zu kümmern. Denn alle anstehenden Aufgaben kann eine Führungsspitze nur mit einer funktionstüchtigen Verwaltung erledigen. Der Spagat in einer rund 1.000-köpfigen Verwaltung an mehreren Standorten ist groß – jeden mit seinen Stärken und Schwächen mitzunehmen, die Zuständigkeiten und Informationsflüsse zu klären und alle Energien zügigen Lösungen zuzuführen.
Schaut man sich in den Verwaltungen im Landkreis – bei Kreis und Kommunen – um, so scheint dieser Spagat immer wieder auch zu groß zu sein: Die Webseiten mit Stellenausschreibungen sind lang, Fluktuationen zwischen Rathäusern und Kreishäusern offensichtlich: Da geht es aus Wildau nach Königs Wusterhausen, aus Lübben nach Schönwalde, aus Mittenwalde nach Königs Wusterhausen, aus der Lübbener Reutergasse in die Rathausstraße und umgekehrt oder aus Zeuthen ganz woanders hin.
Neben der Gewinnung neuer Mitarbeiter, gilt es, das bestehende Personal an sich zu binden. Die Nase vorn hat augenscheinlich, wer das bessere Gehalt zahlen kann – aber nicht nur. Das Bleibebarometer Öffentlicher Dienst der Agentur Next:Public hat 2022 untersucht, welche Erwartungen die Beschäftigten an ihren Arbeitgeber haben und wie Personalbindung gelingen kann. Demnach könnten sich 80 Prozent der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst vorstellen, den Arbeitgeber zu wechseln. Knapp ein Drittel würde auch zu einem Arbeitgeber in die Privatwirtschaft wechseln. 7.500 Personen haben aus dem Öffentlichen Dienst in Bund, Ländern und Kommunen haben an der Umfrage teilgenommen.
Sie hat u.a. ergeben, dass Mitarbeiter in Verwaltungen größtenteils zufrieden mit ihrer konkreten Tätigkeit sind, jedoch nicht unbedingt mit ihrem Arbeitgeber. Oft hängt es an den Zielen einer Behörde, mit denen sich die Mitarbeiter nicht (ausreichend) identifizieren. Eine wichtige Rolle spielt auch das wahrgenommene Arbeitsklima und eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ein Drittel ist gar der Meinung, dass die eigene Arbeit krank mache – aufgrund von hohem Termin- und Leistungsdruck und fehlender Anerkennung.
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