Während der Bauernverband weiter die Rücknahme von Kürzungen beim Agrardiesel fordert, dreht sich die Debatte um die Zukunft der Landwirtschaft in der Politik, in Ställen und an Theken weiter, wie Vor-Ort-Besuche bei der Muri GmbH in Lübben und auf der Grünen Woche zeigen.
Von Dörthe Ziemer
Genüsslich wühlen die Rinder im Stroh. Die Wiesen ringsum sind verschneit, es ist die Jahreszeit, in der die Tiere der Muri GmbH-Rinderhaltung Lübben im Gehege am Stall verbringen. „Die Tiere können sich frei bewegen und haben Platz zum Hinlegen, es gibt feste Fressplätze und trockene Ställe“, erzählt Jürgen Piesker, Chef des seit fast 30 Jahren ökologisch wirtschaftenden Betriebes. Die warme Jahreszeit verbringen die Mutterkühe, Deckbullen, Färsen und Kälber auf den Weiden an der Reha-Klinik in Lübben, in Treppendorf oder Steinkirchen. Jürgen Piesker hat zum Betriebsstart 1996 auch gleich die Vermarktung mitgedacht und als Mitgesellschafter die Biopark Markt GmbH mitgegründet. „Das war damals genau richtig. Heute können wir das ernten, was wir aufgebaut haben.“
„Das war damals genau richtig. Heute können wir das ernten, was wir aufgebaut haben.“
Jürgern Piesker, Muri GmbH Rinderhaltung, über die Gründung des Öko-Betriebes
Die Bauernproteste findet Jürgen Piesker richtig, doch mit dem Traktor nach Berlin fahren – das ist ihm zu teuer. „Zwei meiner Mitarbeiter, einer davon beim Bauernverband aktiv, waren dabei“, berichtet er. Viele Punkte stoßen ihm auf, die in der Agrarpolitik der vergangenen Jahrzehnte nicht richtig laufen. Aber die Abschaffung des Agrardiesels – das habe er lediglich zur Kenntnis genommen. Etwa zehn Euro pro Hektar würde der Wegfall der Steuerrückzahlung bei ihm ausmachen. Gemessen an dem, was er durch seinen Betrieb und durch Förderungen pro Hektar einnimmt, ist das nicht viel. Gut 1.200 Hektar bewirtschaftet die Muri GmbH, davon 260 Hektar Ackerfläche und 980 Hektar Grünfläche. Rund 900 Rinder stehen auf diesen Flächen, außerdem wachsen Winterroggen, Hafer, Winterweizen, Futterpflanzen wie Luzerne und Ackergras sowie Gründünger wie Serradella. Und es gibt insgesamt drei Hektar Blühstreifen.
Jürgen Piesker vor den Ställen. Im Winter stehen die Rinder am und im Stall,
im Sommer auf den Weiden. Foto: Dörthe Ziemer
Für die ökologische Bewirtschaftung der Flächen im Biosphärenreservat Spreewald bekommt die Muri GmbH verschiedene Prämien. Es gibt Geld, wenn der Betrieb auf den extensiv bewirtschafteten Grünlandflächen verschiedene seltene Kräuter nachweisen kann. Auch am Moorschutzprogramm nimmt die Muri GmbH teil: Dazu müssen die Wasserstände auf den Moorflächen im Frühjahr eine Weile höher gehalten werden als üblich. Das soll zur Verringerung von Kohlendioxidemissionen beitragen. Diese Flächen können anschließend ebenfalls bewirtschaftet werden.
Außerdem gibt es das Natura-2000-Programm, das in Naturschutzgebieten wirksam wird. Dort ist einerseits eine naturschonende landwirtschaftliche Nutzung unabdingbar, um die bestehende Kulturlandschaft zu erhalten. Andererseits muss die landwirtschaftliche Nutzung auf die geschützten Lebensräume und Arten der jeweiligen Gebiete abgestimmt sein. Damit Landwirte diese Leistung erbringen und trotzdem wirtschaftlich arbeiten können, bekommen sie zusätzliche Gelder, aus EU-Mitteln oder anderen Fördertöpfen.
Für Michael Wimmer, Geschäftsführer der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg (FÖL), ist genau das der „gordische Knoten“, der in der aktuellen Agrarpolitik zu schlagen ist: die Trennung von unternehmerischem Betrieb und öffentlicher Leistung. Das Problem sei daher weniger die geplante Kürzung beim Agrardiesel, sondern das Grunddilemma, vor dem ein Landwirt steht: „Als Unternehmer wollen die Bauern einfach machen und so wenig Gängelung und Restriktion von außen erfahren wie möglich“, sagt der studierte Landschaftsökologe. Andererseits habe sich der gesellschaftliche Wind gedreht, es würde heute eben mehr über den Zustand „unser aller Lebensgrundlagen“ diskutiert, mit denen die Landwirte agieren.
„Momentan müssen ie Landwirte beides können: Am Agrarmarkt bestehen und Auflagen, die aus verschiedensten Ebenen kommen, beherrschen. Das zerreibt sie.“
Michael Wimmer, Geschäftsführer der FÖL
„Im Ergebnis gibt es eine Welle an Anforderungen an Landwirte, mit denen sie überfordert sind“, resümiert Michael Wimmer. „Sie hängen am Fördertopf und beklagen gleichzeitig, dass sie mit unsinnigen Sachen gegängelt werden, etwa der Flächenstilllegung.“ Wegen unterschiedlicher Betriebsgrößen und -formen sei „die Branche so heterogen, dass kein einheitliches Bild entstehen kann, das über Bauernverband kanalisiert werden könnte“. Viele Bauern seien reformmüde. Um eben jenen gordischen Knoten zu zerschlagen, müsste die Agrarpolitik entbürokratisiert werden und Geld für öffentliche Leistungen bereitgestellt werden. Dazu gehören Bodenschutz, Gewässerschutz, Biodiversität, Erhalt des Landschaftsbildes, Insektenschutz und vieles mehr. „Dann gibt es das Geld für die Betriebe, die mitmachen möchten. Wer frei den Weltmarkt erobern möchte, der soll eben das machen“, fordert Michael Wimmer. „Momentan müssen die Landwirte beides können: Am Agrarmarkt bestehen und Auflagen, die aus verschiedensten Ebenen kommen, beherrschen. Das zerreibt sie.“
Für Jürgen Piesker sei die Umstellung der 1992 gegründeten Muri GmbH auf ökologische Landwirtschaft 1996 genau richtig gewesen, sagt er. Das war während der BSE-Krise. „Rinder waren nicht mehr vermarktungsfähig“, erinnert er sich. Durch die Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat Spreewald und einen Vortrag des ökologischen Anbauverbandes Biopark sei die Idee zur Umstellung entstanden. 90 Prozent der Fläche im Biosphärenreservat dürfen ohnehin nicht mit konventionellem Dünger bewirtschaftet werden, und außerdem gab es schon damals eine Ökoprämie. Auch die Vermarktung wird seitdem selbstständig in einer GmbH organisiert. Durch ganzjährige Kalbung können fortwährend Tiere geschlachtet werden, was die durchgehende Liquidität des Betriebes sichere, sagt der Landwirt.
Die Rinderherde im Winter. Foto: Dörthe Ziemer
Jürgen Piesker sagt, der Öko-Betrieb rechne sich vor allem durch die Förderungen. Zugleich ist er dadurch regelmäßigen Kontrollen unterworfen. Man habe das Gefühl, sagt der Landwirt, dass die Prüfer kämen, um irgendeinen Fehler zu finden. „Das nervt mehr als schlechtes Wetter“, schimpft er. So seien einmal bei der Bemessung der Blühflächen 45 Zentimeter zu viel Getreide aufgefallen. Auch die neue Düngeverordnung stoße ihm auf: Dass er einmal Stalldung mit Folie abdecken müsse, das hätte er sich nicht träumen lassen, kritisiert Jürgen Piesker. Die Folie soll die Auswaschung von Nitraten verhindern. Richtig weh getan habe ihm darüber hinaus, dass er für die Beschädigung von Baumwurzeln beim Pflügen eine Strafe von 10.000 Euro habe bezahlen müssen. „Die Bäume sind heute vital und stehen immer noch da“, sagt er. All diese Bestimmungen führen dazu, dass auch Jürgen Piesker die Wut der Bauern auf die Agrarpolitik versteht. „Die Politik geht an der Landwirtschaft vorbei“, findet er.
„Wir Politiker hören nur zu selten drauf.”
Sylvia Lehmann (SPD), Bundestagsabgeordnete, über die Klagen der Bauern.
Gehör dürfte Jürgen Piesker damit bei Sylvia Lehmann, im hiesigen Wahlkreis direkt gewählte Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft, finden. Sie führe regelmäßig Gespräche mit Landwirten, die sagen, wo die Probleme liegen. „Wir Politiker hören nur zu selten drauf”, kritisiert auch sie. Nun stünde Umsetzung der Empfehlungen aus Expertengremien auf der Tagesordnung, forderte sie in der vergangenen Woche im Bundestag. Gemeint sind das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung („Borchert-Kommission“), das sich für die Einführung und langfristige Verankerung einer Tierwohlprämie ausgesprochen hat, und die Zukunftskommission Landwirtschaft.
Die Ergebnisse beider Gremien „zeigen Wege, wie Tierhaltung, Landwirtschaft und Ernährung zukunftssicher und nachhaltig gestaltet werden können“, so Sylvia Lehman. „Historisch“ daran sei, dass die Ergebnispapiere im Einvernehmen mit Landwirtschaft und Umweltverbänden erzielt worden seien. „Einen gesellschaftlichen Konsens gibt es schon“, resümiert FÖL-Chef Michael Wimmer das Ergebnis der Borchert-Kommission zur Tierwohlprämie. „Man muss es nur machen“, sagt „Das würde den Investitionsstau auflösen und Orientierung geben.“
Christian Behrendt, Antje in Spreewaldtracht und Melanie Kossatz
am Stand des Spreewald-Vereins. Foto: Dörthe Ziemer
„Man muss es nur machen“ – das könnte auch für den Kontakt zwischen Produzenten/Vermarktern und Verbrauchern gelten, wie sich derzeit auf der Grünen Woche zeigt. Dort hat der Landkreis Dahme-Spreewald erstmals einen Stand gebucht, und sieben Produzenten aus der Region präsentieren sich dort. Nebenan hat sich der Spreewaldverein mit seinen Unterausstellern eingebucht, daneben gibt es Spreewälder Gurken von Feldmann und Golßener Fleisch- und Wurstwaren. „Die Spreewälder Produkte punkten mit ihrem Bekanntheitsgrad, egal ob Gurken, Leinöl oder Meerrettich“, erklärt Melanie Kossatz vom Spreewaldverein, warum die Spreewald-Ecke in der Brandenburg-Halle immer gut gefüllt ist. Über Verkostungen komme man gut ins Gespräch, dann wollten die Gäste auch wissen, woher die Produkte stammen und wie sie produziert werden.
„Die Spreewälder Produkte punkten mit ihrem Bekanntheitsgrad, egal ob Gurken, Leinöl oder Meerrettich.“
Melanie Kossatz, Geschäftsführerin Spreewaldverein
Zu vermitteln, wie Produkte entstehen und welche Geschichte dahintersteckt, sei das wichtigste Anliegen auf der Grünen Woche, sagt Christian Behrendt von der Kanow-Mühle Sagritz. Der Unternehmer führt in siebter Generation die Ölmühle bei Golßen. „Wir sind eine kleine Manufaktur und legen Wert auf hohe Qualität der Rohstoffe“, erzählt er. In seiner Mühle kann man zuschauen, wie Lein- und andere Öle entstehen. „Wenn die Leute das erklärt bekommen, dann verstehen sie auch, warum unsere Öle mehr kosten als andere“, so seine Erfahrung.
Ähnlich ist es beim Spreewitz-Gin, der Spreewälder Familiengeschichte hochprozentig in die Flasche bringt. Ausgangspunkt war ein altes Familienrezeptbuch, in dem ein Gurkensud verzeichnet war, der einem Gin sehr ähnlich ist. „Wir haben dann noch ein bisschen probiert, und herausgekommen ist der Opa Horst Gin“, erzählt Robert Rau, der sich schon viele Jahre mit Gin beschäftigt. Anschließend entstand ein zweiter, etwas fruchtigerer Gin, der Oma Gitti Gin. Das Interesse an den Geschmacksproben auf der Grünen Woche ist groß – aber ist auch die Bereitschaft da, so etwas Hochpreisiges zu erwerben? „Sobald die Leute vom Geschmack überzeugt sind und die Geschichte hinter dem Gin kennen, sind sie bereit Geld auszugeben“, sagt Robert Rau. „Es gibt genug Kenner und Genießer.“
Für Robert Rau geht es auch immer um die Geschichte hinter dem Produkt
- dann finde es seine Abnehmer. Foto: Dörthe Ziemer
Leinöl gibt es auch nebenan beim „Dürrenhofer“. Der Agrarbetrieb aus dem Spreewald bei Schlepzig ist eigentlich vor allem für Spargel bekannt. Doch seit der Corona-Pandemie, als die Preise des Handels immer weiter fielen, begann das Unternehmen zunehmend eigene Wirtschaftskreisläufe zu entwickeln und die Produkte selbst zu vermarkten. „Lein gehört zu unserer Region dazu“, begründet Mitarbeiter David Seifert, warum es seit vergangenem Jahr auch Leinöl aus Dürrenhofe gibt. Die Leinsamen werden in der Holländermühle Straupitz gepresst, der Ölkuchen, also das Restprodukt aus dem Pressvorgang, wird in der Bäckerei Vater im selben Ort mit Roggennatursauerteig zu Mühlenbrot gebacken oder an Tiere verfüttert. Fleisch und Wurst kommen von den eigenen Tieren und werden entweder vermarktet oder in der Hofküche zum Mittagstisch verarbeitet. Gemüse, das nicht den üblichen Verkaufsgrößen entspricht, wird als Ketchup oder Tomatensuppe eingeweckt, Erdbeeren zu Marmelade verkocht oder zu Gutprozentigem vergoren.
„Alles soll möglichst in einem geschlossenen Kreislauf verbraucht werden“, sagt David Seifert. Durch die Verarbeitung und Vermarktung vor Ort könnten höhere Preise erzielt werden, die Wertschöpfung bleibe in der Region. Was wie eine von vielen Lösungen für die gegenwärtigen Herausforderungen in der Agrarwirtschaft klingt, bedeute harte Arbeit, oft von Hand, und hartnäckiges Marketing, sagt David Seifert. „Die Verbraucher müssen die Arbeit und die Kosten hinter den Produkten sehen“, sagt er. Deshalb nutze das Unternehmen Gelegenheiten wie die Grüne Woche, aber auch die eigene Hofküche, Besuche von Schulgruppen in den Milchviehanlagen und Soziale Medien zur Aufklärung.
Entspannte Stimmung auf der Grünen Woche,
hier ist Zeit für Kundengespräche. Foto: Dörthe Ziemer
Die Stimmung auf der Grünen Woche ist entspannt und herzlich, während draußen die Debatte um die Zukunft der Agrarpolitik weitergeht. Und auch drinnen, in der Halle 21a, wo sich der Spreewald präsentiert, wird über Agrardiesel und Bürokratie diskutiert. Die müsste endlich mal abgebaut werden, sagt Martina Paetzke aus Lauchhammer, die gerade Golßener Wurst gekostet hat. Sie ist regelmäßig in den Messehallen am Funkturm zu Gast, obwohl sie gute Produkte vor der Haustür hat. Gern holt sie bei Bauern Eier oder Fleisch, um regional zu kaufen. „Vor allem müssten wir für Lebensmittel mehr zahlen“, findet Jan Slusarczyk, der daneben steht. „Wenn wir alle nur fünf Prozent mehr zahlen würden, bräuchte es einen Großteil der Forderungen der Bauern nicht“, ist der gebürtige Niedersachse überzeugt. Er lebt seit 60 Jahren in Berlin und freut sich, wie eng Berlin und Brandenburg inzwischen zusammengewachsen sind.
„Man muss hinterher sein und mit der Zeit gehen.“
David Seifert, Der Dürrenhofer
Den hohen Kostendruck, dem die Bauern ausgesetzt seien, kritisiert Melanie Kossatz vom Spreewaldverein: „Es kann nicht sein, dass regionale Produkte vor Ort teurer sind als importierte“, sagt sie. Ölmüller Christian Behrendt stellt die Frage, ob die Flächengrößen das ausschlaggebende Kriterium bei der Förderung sein müsse und ob es auf die Betriebsgröße überhaupt ankomme. Er könne verstehen, wenn junge Menschen solche großen Unternehmen, die kaum einen wirtschaftlichen Betrieb erwarten lassen, nicht mehr von den Eltern übernehmen wollen. Bei den heute üblichen Marktpreisen sei es schwer zu überleben, sagt David Seifert vom „Dürrenhofer“. Die geplanten Kürzungen beim Agrardiesel seien nur die Spitze, es habe ständig Kürzungen für die Landwirte gegeben. Doch die regionale Vermarktung nehme an Fahrt auf, sagen die Mitarbeiter des „Dürrenhofers“. Auch bei den Märkten der Region steige die Nachfrage nach regionalen Produkten. „Man muss hinterher sein und mit der Zeit gehen“, resümiert David Seifert.
HINTERGRUND:
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied hat die Bundesregierung und die Fraktionen erneut aufgerufen, die Pläne einer Steuererhöhung beim Agrardiesel zurückzunehmen: „Alles, was bislang angekündigt wurde, hat die Verärgerung der Bauern noch weiter gesteigert statt beruhigt“, schreibt er in einer Pressemitteilung. „Die Verantwortung liegt jetzt einzig bei der Bundesregierung und den Regierungsfraktionen. Nur sie können weitreichendere Bauernproteste verhindern.“
Der Präsident des Brandenburger Bauernverbandes Henrik Wendorff betonte in einem Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz ebenfalls, „dass der Berufsstand nach wie vor an der Rücknahme der Sparpläne beim Agrardiesel festhält“. Tragfähige Angebote für eine zukunftsfeste Landwirtschaft müssten „Themen wie die Stilllegungspflicht von vier Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche oder die bürokratische und kostenintensive Doppelbelastung bei der Stoffstrombilanzierung“ behandeln. Gleichzeitig müsse verstärkt in alternative Antriebe und Kraftstoffe in der Landwirtschaft investiert werden.
Unter dem Motto „Gutes Essen braucht Zukunft – für eine gentechnikfreie, bäuerliche und umweltverträgliche Landwirtschaft!“ hat am Samstag ein Bündnis zahlreicher kleinerer Landwirtschafts- und Umweltverbände vor dem Bundeskanzleramt demonstriert. Das Bündnis fordert von der Ampel-Koalition u.a., „den klimagerechten Umbau der Tierhaltung endlich zu finanzieren. Für mehr Tier- und Klimaschutz und den Erhalt vieler Höfe“.
Einer Erhebung der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau (FÖL) zufolge ziehen die Umsätze in der Biobranche wieder an – nach der großen Verunsicherung durch den Krieg gegen die Ukraine. Dabei wuchsen die Verbraucherausgaben für Bio-Frischeprodukte in Berlin und Brandenburg in den ersten drei Quartalen 2023 um 4,9 Prozent – fast doppelt so viel wie bundesweit. Auch die Umsätze im Bio-Fachhandel stiegen in Berlin-Brandenburg um 2,7 Prozent auf 668 Millionen Euro.
Der Ökolandbau in Brandenburg legte – entgegen dem Bundestrend – mit 7,5 Prozent stark zu (Flächenwachstum). Die FÖL vermutet, dass dies an einer neuen Umstellungsprämie sowie an weggefallenen bürokratischen Hemmnissen bei der Antragstellung bei Bio-Grünland liege.
Im Bundestag wurde am Donnerstag mit der Ampelmehrheit in namentlicher Abstimmung ein Antrag der CDU/CSU abgelehnt, den Agrardiesel fortzuführen und weitere Maßnahmen zur Stärkung der Landwirtschaft umzusetzen. Die Regierungsparteien haben ihrerseits einen Antrag beschlossen, mit dem sie der Landwirtschaft Planungssicherheit und Entlastungen geben wollen. Ein Gesetzespaket bis zum Sommer soll folgen.
Einen Fahrplan bis zum Sommer hält Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bio-Spitzenverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) für zu spät. „Wenn die Bundesregierung (…) die Zukunft der Landwirtschaft und Ernährung gestalten möchte, wenn sie die demonstrierenden Bauern von der Straße kriegen will, darf sie den Umbau nicht auf die lange Bank schieben. Die Pläne liegen mit dem Koalitionsvertrag, den Ergebnissen der Zukunftskommission Landwirtschaft sowie der Borchert-Kommission vor.”
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