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Alte und neue Aufgaben

Wer vertritt künftig den Wahlkreis 62 im Bundestag? Mit Steffen Kotré (AfD) ist nur noch ein Kandidat im Parlament vertreten. Und während sich Sylvia Lehmann (SPD) und Jana Schimke (CDU) aus der Bundespolitik verabschieden, blickt Andrea Lübcke (B‘90/Grüne) auf den Landesvorsitz ihrer Partei.

 

Eine Wahlnachlese von Dörthe Ziemer

 

Wer wird sich künftig dafür einsetzen, dass Bundesfördermittel in der Region landen? Oder darum, dass das ein oder andere Problem durch Gespräche und Kontaktvermittlung gelöst wird? Bislang haben Jana Schimke (CDU) und Sylvia Lehmann (SPD) diesen Job sichtbar übernommen. Beide waren als (nacheinander) direkt gewählte Bundestagsabgeordnete mehrere Legislaturen im Bundestag, haben von dort über ihre Wahlkreisbüros und Netzwerke Informationen in der Region gestreut, Kontakte vermittelt, Fäden gezogen. 

 

„Ich habe einen guten Draht zur Bahn und konnte auch mehrfach vermitteln“, berichtete beispielsweise Jana Schimke im Wokreisel-Wahlinterview. Ein Wähler hatte nach der „instabilen Bahnanbindung RE 8 (zum BER)“ gefragt und danach, wie die CDU-Politikerin das „besser hinbekommen“ wolle. Der Ausbau der Dresdner Bahn beschäftige sie, seit sie im Bundestag sitze, so die Rangsdorferin. „Erst kürzlich konnte ich durchsetzen, dass ein weiterer Ersatzbus für den Schülerverkehr eingesetzt wird.“ In Köthen, erzählt sie, sei es durch gemeinsame Abstimmungen „an einem Tisch“ gelungen, die Fahrzeit von 1,5 Stunden für den Schulweg durch eine andere Taktung um 30 Minuten zu verringern. 

 

Sylvia Lehmann, die nach anderthalb Legislaturperioden nicht wieder zur Wahl antrat, berichtet von Fördermitteln des Bundes, die sie in den Wahlkreis vermittelt habe, darunter für einen Sportplatz in Lübbenau, für die Klimaanpassungsmaßnahmen in Luckau (Stadtgrabensanierung und Arbeiten im Park) oder für die St. Jakobi Kirche in Luckenwalde. Auch zum Beginn des Startchancen-Programms für Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler habe sie Einrichtungen in der Region darauf hingewiesen. Schulen in Königs Wusterhausen, Luckau und Groß Köris wurden in das Programm aufgenommen.

 

 Sylvia Lehmann, Mitglied des Bundestages 2029-2025. Foto: PR „Wichtig ist, dass es Abgeordnete vor Ort gibt, die dort verwurzelt sind und die Region in den Bundestag einbringen können“, sagt Sylvia Lehmann (Foto: PR). „Das ist jetzt weg“, ergänzt sie mit Blick auf den einzigen im Bundestag verbliebenen Abgeordneten aus dem Wahlkreis 62: Steffen Kotré (AfD) ist zwar für diesen Wahlkreis und auch 2023 bei der Landratswahl angetreten, hat aber seinen Wohnsitz in Dallgow-Döberitz (Landkreis Havelland) und kein Wahlkreisbüro in der Region, sondern in Cottbus. Was sein bisheriger Beitrag im Wahlkreis 62 war, ging zumindest aus seiner Internetpräsenz nicht hervor. Inzwischen ist die Domain auf sein Profil auf der Plattform X (früher Twitter) verlinkt. Dort wie auch in anderen Sozialen Medien wurden durchaus Fotos von seinen Wahlkampf-Terminen gepostet, aber kaum Inhalte. 

 

Auf unsere Anfrage teilt Steffen Kotré mit, dass er sich insbesondere um den Flughafen Berlin-Brandenburg kümmern wolle. Da gebe es „noch großes Potential, welches wir im Wahlkreis 62 bislang nicht nutzen“. Er wolle sich außerdem für den Ausbau des ÖPNV und die Strecken des Regional- und Fernverkehrs (z. B. Cottbus) einsetzen. „Erst wenn die Menschen wissen, dass sie immer und überall bequem hinkommen, siedeln sie sich auch in der Fläche an“, sagt er. Ein weiterer Schwerpunkt sei die Gesundheitsversorgung, hier seien Krankenhausstandorte zu halten und der Ärztemangel auf dem Land zu bekämpfen.

 

Mindestens einmal geriet Steffen Kotré während des Wahlkampfes lokal in die Schlagzeilen: als er für die Veranstaltung der Wählergemeinschaft „Gemeinsam für Halbe“ mit einem Bild in AfD-Optik warb, so als wäre es seine eigene Veranstaltung. Die Wählergemeinschaft führte ihre Veranstaltung trotzdem durch, und Steffen Kotré kam als Gast. Trotz Foto- und Filmverbots drehte er ein kurzes Video, in dem er berichtete, er habe „das ein oder andere gute Gespräch”, auch mit zweien seiner Mitbewerber, geführt, da sei „aber auch viel Ideologie” dabei gewesen. 

 

Auch Steffen Kotré hatte an diesem Abend seine Wünsche für Halbe („Windpark verhindern, Umwelt schützen”; „Remigration”) an die Wünscheleine gehängt (und gefilmt), obwohl er weder Halber Bürger noch Einwohner des Landkreises Dahme-Spreewald ist. Am Ende seines Besuchs und Videos erwähnte er „vermummte”, „gewaltbereite Antifa-Leute”, wobei nach Erzählungen Teilnehmender eine Provokation von Steffen Kotrés Begleitern ausgegangen sein soll. 

 

Für die Halber Wählergemeinschaft ist der Besuch des AfD-Abgeordneten ein weiterer Beleg dafür, dass sich die AfD nach außen hin gesprächsbereit und offen zeige, dahinter jedoch zahlreiche Versuche stünden, andere zu diskreditieren, beispielsweise Mitglieder der Gemeindevertretung – wie etwa auf Flyern rund um den in Halbe geplanten Windpark. Auf dieser Grundlage seien keine guten Gespräche möglich, sagen Mitglieder. Auch für Sylvia Lehmann ist fraglich, wie der direkt gewählte AfD-Abgeordnete Steffen Kotré die Interessen des Wahlkreises im Bundestag vertreten wolle. „Die AfD hat vielmehr angekündigt, ‚die Regierung jagen‘ zu wollen, also knallharte Oppositionsarbeit zu machen“, resümiert sie.

 

Vor diesem Hintergrund will die SPD nun mit ihren vier Brandenburger Bundestagsabgeordneten alle zehn Wahlkreise mitbetreuen. „Das sind dann so genannte Betreuungswahlkreise“, erklärt Sylvia Lehmann. Für den Wahlkreis 62 sei Sonja Eichwede aus dem westlichen Nachbarwahlkreis 60 vorgesehen. Aber in Brandenburg hätten fast alle ohnehin große Wahlkreise, das erschwere die konkrete Wahlkreisarbeit vor Ort. Sylvia Lehmann gehört deshalb zu den Kritikern der Wahlrechtsreform. „Dem Wähler ist ja auch schwer zu vermitteln, wenn ein Wahlkreisgewinner nicht direkt in den Bundestag einzieht“, erklärt sie. Das ist im Wahlkreis 62 zwar nicht passiert, aber in anderen Wahlkreisen. „Die Alternative wäre gewesen, die Wahlkreise zu vergrößern, aber viele sind ja jetzt schon riesig“, so die SPD-Abgeordnete.

 

Ihre Wahlkreisbüros seien inzwischen geräumt, sagt Sylvia Lehmann. Sie bereite sich auf eine „geplante Planlosigkeit“ vor. Bis zur konstituierenden Sitzung des neuen Bundestages, die voraussichtlich am 25. März stattfindet, ist sie noch Bundestagsabgeordnete. „Ich bin dankbar für die Erfahrung: mittendrin zu sein und dem Wähler erklären zu können: Warum machen wir Politiker das so, wie wir es machen?“ Im Ruhestand wolle sie sich nunmehr Aufgaben widmen, „die Spaß machen“. Beim DRK sei sie noch aktiv, und sie berate Mitglieder des Landtages. „Ich bleibe politisch interessiert“, kündigt Sylvia Lehmann an.

 

Resümee der Direktkandidatinnen und -kandidaten im Wahlkreis 62
(Reihenfolge nach Wahlergebnis)

Steffen Kotré (AfD): „Keine Brandmauern mehr“

Jana Schimke (CDU): Abschied auf Facebook

SPD Dahme-Spreewald: „Kein ‚Weiter so‘ in der Partei“

Robert Kosin (Linke): „Grandioser Wahlerfolg“

Andrea Lübcke (Bündnis 90/Grüne) bewirbt sich für Landesvorsitz 

Matthias Stefke: „Maßvolle Positionen drangen nicht durch“

Thomas Hufnagel: „Der Westen könnte vom Osten lernen“

Sascha Loy: „Viele befürchteten, dass ihre Volt-Stimme 'verloren geht'“

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Do, 27. Februar 2025

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