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Brückenschlag in die Zukunft

Das Sommerfest der Lieberose Heide offenbart, wie die ganze Region, viel Potenzial. Mit 25 Millionen Euro für die Naturwelt Lieberoser Heide ist ein Brückenschlag in die Zukunft gelungen: eine Zukunft mit Bürgern - und mit Willkommenskultur.

Von Ingrid Hoberg

Sitzen zwei Paare mittleren Alters am späten Sonntagnachmittag im Eiscafé am Lieberoser Markt und unterhalten sich, was so in der Stadt los ist. Der Marktplatz ist zugeparkt, die Terrasse des Cafés gut besucht. Die Vier beobachten Spaziergänger, die vom Schloss kommen. „Unten am Schlosspark war heute irgendwas los“, sagt die eine – offenbar – Einheimische. „Wir waren nicht da.“ Wie ihr Mann ergänzt, gab es in Haus und Hof zu tun. Was das für eine Veranstaltung war, können die beiden den Besuchern an ihrem Tisch nicht erklären – und sie scheinen es auch nicht zu bedauern. Der Sonntagnachmittag ist einfach zu schön.

 

Luft nach oben beim Markt

Schade, etwas verpasst – möchte man da am liebsten hinüberrufen. Denn das Sommerfest der Lieberoser Heide war ein gelungener Tag, gut besucht von Gästen aus der Region und auch von Lieberosern. Immerhin schätzt die Naturwelt Lieberoser Heide als Veranstalter, dass rund 1.000 Besucher im Laufe des Tages zum Sommerfest gekommen sind. Dennoch ist Luft nach oben, der Platz an der Darre ist längst nicht ausgebucht – es können sich noch Akteure am Markt der Möglichkeiten beteiligen, eine gute Gelegenheit, sich als Verein, Initiative, lokaler Produzent oder Händler zu präsentieren.

Markt der Möglichkeiten - dort hätten aus Sicht von Besuchern noch mehr Stände Platz gehabt. Foto: Dörthe Ziemer

Markt der Möglichkeiten - dort hätten aus Sicht von Besuchern noch mehr Stände Platz gehabt. Foto: Dörthe Ziemer

Lieberose ist ein Ort der kurzen Wege, da klappt vieles bei der Organisation von Veranstaltungen auch auf Zuruf. Aber offenbar sind die Kommunikationswege dann doch manchmal unergründlich. Dabei hat Lieberose mit dem Stadtjournal etwas, was nicht jeder Ort dieser Größenordnung vorweisen kann – dank bürgerschaftlichen Engagements. In diesem Jahr ist sogar eine Sonderausgabe zum 25-jährigen Bestehen herausgegeben worden. Und wer sein Heft verlegt hat, kann inzwischen in die digitale Ausgabe schauen. Auch in den sozialen Netzwerken werden Veranstaltungen begleitet. Also, wissen kann man schon, was im eigenen Städtchen los ist. Nur hingehen muss halt jeder selbst!

 

Aussicht Wildnis - was bis 2030 passieren soll

Denn es gibt neben der Unterhaltung für jedermann Informationen zu dem, was in der Region passiert. Auf großen Plakaten präsentierte die Naturwelt Lieberoser Heide die Projekte, die nach der kürzlichen Eröffnung des Heideradwegs auf dem Plan stehen. Da gibt es die Vision für ein Besuchszentrum und die „Aussicht Wildnis“, eine Aussichtsplattform. Mit den Bauvorhaben soll 2025/26 begonnen werden soll. Die Eröffnung könnte dann zwei Jahre später erfolgen. So der Plan. Staatssekretärin Friederike Haase, Bevollmächtigte des Landes Brandenburg beim Bund, und Klaus Freytag, Beauftragter des Ministerpräsidenten für die Lausitz, überreichten Susanne Rieckhof, Vizelandrätin des Landkreises Dahme-Spreewald, eine Investitionszusage in Höhe von rund 25 Millionen Euro. Mit diesem finanziellen Anschub können die Strukturwandelprojekte für das „Wilde Herz der Lausitz“ in der Lieberoser Heide auf den Weg gebracht werden.  „Wir sind einen langen Weg gemeinsam gegangen, die Puste ist zwischendurch etwas ausgegangen“, konstatierte Amtsdirektor Bernd Boschan. Es gehe darum, in Regionen zu denken, nicht in Landkreisgrenzen.

Übergabe der Investitionszusage an den Landkreis Dahme-Spreewald. Foto: Ingrid Hoberg

Staatssekretärin Friederike Haase (Mitte) und Klaus Freytag (r.), Beauftragter des Ministerpräsidenten für die Lausitz, überreichten beim Sommerfest der Lieberoser Heide eine Investitionszusage in Höhe von rund 25 Millionen Euro. Foto: Ingrid Hoberg

Im Podiumsgespräch zum Strukturwandel wurde thematisiert, was in der Naturwelt Lieberoser Heide aktuell und zukünftig passiert. „Wir wollen für Besucher und Bevölkerung eine Basis-Infrastruktur herrichten“, sagte Heike Zettwitz, Vorsitzende der Gesellschafterversammlung der Naturwelt Lieberoser Heide. „Wir wollen mit dem Besucherzentrum mehr Wertschätzung erreichen, für das was wir hier haben“, unterstrich sie auch mit Blick auf die heimische Bevölkerung. Und es solle Geld in die Region gebracht werden, das die Menschen hier besser leben lasse. Staatssekretärin Friederike Haase betonte: „Ohne Initiativen vor Ort passiert nichts mit dem Geld für den Strukturwandel – gar nichts!“ Es gehe nicht um isolierte Projekte, sondern ein Miteinander in der gesamten Lausitz. „Je mehr Vorschläge von den Bürgern kommen – und es gibt viele gute Idee – umso besser“, betonte Amtsdirektor Boschan. Das „Wilde Herz der Lausitz“ habe viel Elan und Energie, zeigte er sich zuversichtlich.

„Das waren warme Worte in der Runde“, stellte Jan Plessow aus Reicherskreuz fest und machte einige Probleme deutlich, die das Leben in einem Ort, der als Flächendenkmal ausgewiesen ist, nicht leichter machen. Er verwies darauf, dass die Verkehrssicherheit für Radfahrer und Wanderer wie Einheimische verbessert werden müsse. So liege seit drei Jahren ein Antrag für eine 30 km/h-Zone im Dorf vor, der von der Verwaltung bisher nicht bearbeitet worden ist. „Das ist nicht nachvollziehbar!“, betonte er.

Landtagsabgeordnete Isabell Hiekel (Bündnis 90/Grüne), Vorsitzende des Fördervereins Naturpark Lieberoser Heide, fragte nach, wie es mit der Bürgerbeteiligung aussieht – darauf werde sie immer wieder von Vereinsmitgliedern angesprochen. Die weitere Entwicklung könne nicht nur mit Geld gesteuert werden. Der Verein hatte in der Vergangenheit den Tag der Lieberoser Heide organisiert. Heike Zettwitz verwies darauf, dass der Landkreis das Fördermittelgeschäft abwickle – die Bereitstellung der Eigenmittel, die baulichen Investitionen. Darüber hinaus müsse es auf der Kommunikationsebene gelingen, die Bevölkerung mitzunehmen. „Es sind öffentliche Steuergelder, die hier für zwei große Vorhaben eingesetzt werden“, sagte sie. „25 Millionen Euro sind ein teures Geschenk!“ Damit müsse sorgsam umgegangen werden.

Besucher der Podiumsdiskussion konnten einen Blick auf die weiteren Planungen werfen. Foto: Ingrid Hoberg

Besucher der Podiumsdiskussion konnten einen Blick auf die weiteren Planungen werfen. Foto: Ingrid Hoberg

Ob das in Form von mobilen Info-Ständen oder öffentlichen Foren geschieht, die es als Form der Bürgerbeteiligung vor vier, fünf Jahren schon einmal gab, wie Bernd Boschan sagte, oder durch Informationen in den Gemeindevertretungen – darüber wird noch zu reden sein. Reiner Hilgenfeld, der als Bürgermeister der Gemeinde Schwielochsee, Amtsausschussvorsitzender und Kreistagsabgeordneter die verschiedenen kommunalpolitischen Ebenen aus eigenem Mitwirken kennt, sagte: „Wir haben unseren Beitrag geleistet. Bürger können auf allen kommunalen Ebenen die Vertreter vor Ort ansprechen – wir tragen ihre Anregungen weiter.“

 

Strukturwandel braucht Willkommenskultur

Das Fazit nach dieser Podiumsdiskussion lautete: Wildnis- und Tourismusentwicklung müssen zusammengehen, um die Lausitz für Alteingesessene, Zuzügler und Touristen attraktiver zu machen. Doch noch etwas braucht es, um den Strukturwandel erfolgreich zu gestalten: eine offene Willkommenskultur. Darauf machten die Naturwelt Lieberoser Heide GmbH, ihrer Gesellschafter und Partner bereits vor dem Fest aufmerksam – vor dem Hintergrund der tätlichen, rassistisch motivierten Angriffe Ende Juli auf eine bosnische Familie in der Stadt. „Der Vorfall in Lieberose macht uns sehr betroffen und zeigt, was einen gelungenen Strukturwandel in der Lausitz gefährdet“, hieß es in einer Stellungnahme. "Der Strukturwandel in der Lieberoser Heide als auch der gesamten Lausitz gelingt nur, wenn wir Menschen positiv begegnen und sie willkommen heißen. Das gilt nicht nur für Besucher*innen, sondern insbesondere auch für Menschen, die sich hier niederlassen wollen."

Wie sich in der Lausitz der Wandel vollzieht, das dokumentiert die aktuelle Ausstellung im Schlosspark mit Arbeiten, die während des Symposions der 1. Lausitzer Fototage im vergangenen Herbst in der Region entstanden sind. Die Kuratoren Herbert Schirmer und Uwe Warnke eröffneten gemeinsam die Ausstellung „Lausitz im Wandel“. Auf 20 großflächigen Planen werden bis 31. Oktober am Bauzaun des Schlosses 100 Fotografien von zehn Fotografinnen und Fotografen präsentiert. Die Ausstellung stimmt ein auf die 2. Lausitzer Fototage, die vom 17. bis 22. September in Lieberose stattfinden.

Kurator Herbert Schirmer (r.) besuchte gemeinsam mit den Fotografen Thomas Kläber, Alexandre Sladkevich und Peter Thieme (v.l.) die gerade eröffnete Fotoausstellung "Lausitz im Wandel". Foto: Ingrid Hoberg

Kurator Herbert Schirmer (r.) besuchte gemeinsam mit den Fotografen Thomas Kläber, Alexandre Sladkevich und Peter Thieme (v.l.) die gerade eröffnete Fotoausstellung "Lausitz im Wandel". Foto: Ingrid Hoberg

Erstmalig kooperiert das Projekt mit dem Lausitz Festival, wie Kurator Uwe Warnke mitteilte. Unter dem Motto „Vertraute Fremde“ werden vom 3. September bis 29. Oktober im Atelierhof Werenzhain (Doberlug-Kirchhain/Elbe-Elster) die fotografischen Resultate der 1. Lausitzer Fototage zu sehen sein.  Zum ersten Mal gibt es auch eine Zusammenarbeit mit der Jazzwerkstatt Peitz. Die 2. Fototage in Lieberose werden am Sonntag, 17. September, um 19 Uhr in der Darre mit dem Berliner Jazztrio Fink 70s Revisited eröffnet. Beim Rundgang zur Ausstellungseröffnung waren mit Peter Thieme und Alexandre Sladkevich bereits Fotografen dabei, die am 2. Symposium teilnehmen werden.

 

Im Bürgerbus zur Kunst nach Jamlitz

In der Galerie in der Schütte ist zum Sommerfest der Lieberoser Heide auch die aktuelle Ausstellung im Bürgerzentrum Darre vom Förderverein Lieberose geöffnet worden. Dieter Klaue zeigt dort noch bis 27. August unter dem Titel „Neue Ansammlungen“ Druckgrafiken, hauptsächlich Radierungen und Aquatinten, aber auch Vorzeichnungen und Illustrationen, die für das Lieberoser Stadtjournal angefertigt wurden. „Die Ausstellung fand viel Zuspruch“, sagte Dieter Klaue. Geöffnet ist die Galerie Dienstag und Donnerstag von 10 bis 12 und 13 bis 16 Uhr (Öffnungszeiten der Touristinfo) sowie Mittwoch von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, Sonntag von 14 bis 16 Uhr (Förderverein Lieberose).  

Während die einen das bunte Programm mit Drehorgelspieler Roland Wolf, Konzerten von Doc Adams & Der Brehmer sowie Lena Hauptmann & Dan Baron (Duo LeDazzo) erlebten oder die Info-Stände von Vereinen und Initiativen besuchten, sahen andere die Filmvorführung „Deutschland aus dem All – Spuren des Wandels“ und die Diskussionsrunde „Wandel in der Lieberoser Heide“. Wieder andere nutzten den Lieberoser Bürgerbus, um nach Jamlitz zu fahren.

Eine Kunstexkursion führte in den Nachbarort Jamlitz zur Ausstellung „Bestand und Fiktion – Interverntionen und Installationen im öffentlichen – ländlichen Raum“. Hannes Forster vom Veranstalter, dem Brandung e. V., führte die Besucher zu den Objekten der acht international agierenden Künstlerinnen und Künstlern und erläuterte Hintergründe und Anliegen der einzelnen Arbeiten.

Hannes Forster vom brandung e. V. führte in Jamlitz Besucher durch die öffentliche Ausstellung im ländlichen Raum "Bestand und Fiktion", hier am Triumphbogen aus Stroh von Artur Klinau und Andrei Varabyou.

Hannes Forster vom brandung e. V. führte in Jamlitz Besucher durch die öffentliche Ausstellung im ländlichen Raum "Bestand und Fiktion", hier am Triumphbogen aus Stroh von Artur Klinau und Andrei Varabyou.

An der Intervention "Badgir - Gedankenmodell Klimaanlage" von Anna Grunemann: Hannes Forster (r.) erläutert Teilnehmern des Rundgangs aus Cottbus das Anliegen der Künstlerin. Foto: Ingrid Hoberg

An der Intervention "Badgir - Gedankenmodell Klimaanlage" von Anna Grunemann: Hannes Forster (r.) erläutert Teilnehmern des Rundgangs aus Cottbus das Anliegen der Künstlerin.

Kunstführung mit dem brandung e.V. in Jamlitz: "Riva", Schachtabdeckung am Chausseeteich - eine künstlerische Intervention von Rolf Wicker, die zum vErweilen einlädt. Foto: Ingrid HobergKunstführung mit dem brandung e.V. in Jamlitz: "Riva", Schachtabdeckung am Chausseeteich - eine künstlerische Intervention von Rolf Wicker, die zum Verweilen einlädt.

Fotos: Ingrid Hoberg

 

Die Vernetzung mit einer Veranstaltung in der Nachbarschaft gab es zum ersten Mal beim Sommerfest der Lieberoser Heide und kam besonders bei Besuchern aus der Region gut an. So nutzte Ingrid Gutsche aus Cottbus gern dieses Angebot. „Durch die Kunst-Führung hat sich Jamlitz für mich erschlossen. Ich kannte den Ort vorher nicht“, sagte sie. In der Lieberoser Heide habe sie schon einmal an einer Führung der Ranger teilgenommen. Busfahrer Roland Schöne saß hinter dem Lenkrad. Der Bürgerbus wird von einem Verein betrieben. „Ich bin seit 2009 dabei und fahre seit 2010 den Bus“, sagte er. „Wer mitmachen will, kann sich gern melden.“ Mit der Gemeinde Märkische Heide gebe es einen Erfahrungsaustausch. „Dort will man auch einen Bürgerbus einrichten“, so Roland Schöne. In Lieberose habe er sich bewährt.

Es war ein vielseitiges Programm bei diesem Sommerfest der Lieberoser Heide an der Darre – von der Andacht im Schlosspark bis zum Markttreiben, von den Ausstellungen und Diskussionsrunden bis zum Markt der Möglichkeiten. Das Team des Schlossrestaurants brachte sich ein. All das sollte sich herumsprechen, wenn zur nächsten Veranstaltung im Bürgerzentrum eingeladen wird.

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Veröffentlichung

Fr, 18. August 2023

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