Bald 100 Tage im Amt ist Lars Grunow, der neue Amtsdirektor im Amt Lieberose/Oberspreewald. Nach 23 Jahren war Bernd Boschan 2024 in den Ruhestand gegangen. Der Neue steht vor großen Herausforderungen.
Von Ingrid Hoberg
Alles begann mit einem Schülerpraktikum – so beschreibt Lars Grunow seinen Weg in die kommunale Verwaltung. Beim ersten Einsatz hieß es Laubharken auf dem Friedhof, beim zweiten Praktikum wurde er in der Verwaltung von Neuzelle eingesetzt. „Das war die Initialzündung!“, erinnert er sich. Denn der 49-Jährige kommt nicht aus einer Beamtenfamilie, sondern das Handwerk hatte in seiner Familie Tradition. Doch das gibt ihm ein Stück Bodenständigkeit, die auch einem Amtsdirektor gut zu Gesicht steht.
Lars Grunow gehört zu der Nachwende-Generation, die Ausbildung und Berufsstart in westdeutschen Bundesländern absolvierte. Doch während die meisten dann dort ihre berufliche Entwicklung fortsetzten, Familien gründeten und Wurzeln schlugen, kehrte er nach Brandenburg zurück. Im Jahr 1992 zur Ausbildung in die Partnergemeinde nach Langenberg in Nordrhein-Westfalen abgesandt, nahm er nach dem Abschluss der Ausbildung in Neuzelle eine Tätigkeit in der Verwaltung auf. „Ich habe neues Wissen mitgebracht“, erzählt Lars Grunow. Die ersten beruflichen Erfahrungen sammelte er beim Einwohnermeldeamt – dem Umtausch von DDR-Dokumenten in bundesdeutsche Pässe und Ausweise. Das Reisen ins Ausland stand hoch im Kurs, dementsprechend war die Arbeitsbelastung. Und er erlebte die erste Aussiedlerwelle, viele vorläufige Pässe mussten ausgestellt werden.

Lars Grunow im Amtssitz in Straupitz. Foto: Ingrid Hoberg
Nach einem Jahr bekam der junge Verwaltungsfachmann eine neue Aufgabe dazu: Er wurde Standesbeamter und durfte nicht nur Namensänderungen und Sterbefälle beurkunden, sondern auch Ehen schließen. Daran erinnert er sich mit einem Schmunzeln. Nach drei Jahren qualifizierte er sich am Niederlausitzer Bildungsinstitut Lübben zum Verwaltungsfachwirt. „Da stecken 1000 Stunden Unterricht drin“, sagt er. Neue Aufgaben kamen auf ihn zu, er wurde im Jahr 2001 Sachgebietsleiter Ordnung und Soziales und hatte als junger Chef Verantwortung für fünf Mitarbeiter.
Elf Jahre übte Lars Grunow diese Tätigkeit aus, ehe er 2012 die Nachfolge des Haupt- und Ordnungsamtsleiters in Neuzelle übernahm. Damit war er unter anderem für Kindertagesstätten, Schulen, Personal und den Brandschutz zuständig. „Nach über neun Jahren als Haupt- und Ordnungsamtsleiter und insgesamt 26 Jahren im Amt Neuzelle wollte ich etwas Neues machen“, erinnert er sich. Und so ging der passionierte Feuerwehrmann für rund drei Jahre als Lehrkraft an die Landesfeuerwehrschule in Eisenhüttenstadt. „Ich kannte die Schule und die Leute“, erklärt er. Und vieles von seinem Wissen aus der kommunalen Verwaltung konnte er einfließen lassen – Haushaltsrecht, Ordnungs- und Verwaltungsrecht, Personalrecht und vieles mehr. „Da ich aus der Praxis kam, konnte ich die Themen mit Beispielen lebendig darstellen“, erklärt Lars Grunow.
Das Thema Feuerwehr wird ihn als Amtsdirektor im Oberspreewald weiter begleiten. Die Lieberoser Heide war in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder von verheerenden Waldbränden betroffen – der Brandschutz ist ein großes Aufgabengebiet im Amtsbereich, bei dem es dicke Bretter zu bohren gilt. Sein Vorgänger Bernd Boschan hatte bei Landesbehörden immer wieder den Finger in die Wunde gelegt – nicht immer jedoch mit dem gewünschten Erfolg.
Ein weiteres zentrales Thema ist die touristische Weiterentwicklung der Region. Mit der Tourismus-Entwicklungsgesellschaft Spreewald setzt Lars Grunow auf einen gut aufgestellten Partner. TEG-Geschäftsführerin Jana Lopper hat er schon als ideenreiche und engagierte Ansprechpartnerin kennengelernt. Das Fahrgastschiff auf dem Schwielochsee und die reizvolle Umgebung der amtsangehörigen Gemeinden haben noch viel Potenzial.
Touristisches Potenzial mit dem Kornspeicher Straupitz...
... und dem Hafen in Straupitz. Fotos: Ingrid Hoberg
Mit der Naturwelt Lieberoser Heide gibt es einen weiteren Schwerpunkt der touristischen Entwicklung. Das geplante Natur-Erlebniszentrum soll viele Funktionen erfüllen und breite Bevölkerungsgruppen ansprechen. Es ist ein moderner Ausstellungsbereich zu naturkundlichen Themen geplant – angesprochen werden Touristen ebenso wie Bewohner der Region. So die Aufgabenstellung. Am 6. März wird es mit dem Projektleiter Dominik Rein eine Baustellentour zum geplanten Standort geben. Dort soll über den Projektstand informiert werden.
In der Zwischenzeit gibt es in Lieberose eine Unterschriftenaktion, die den Standort in Frage stellt und fordert, die Regionalentwicklung im Stadtgebiet voranzubringen – auch durch das Besucherzentrum. Lars Grunow ist froh, dass der Landkreis Dahme-Spreewald in Lieberose investieren und damit die Region weiterentwickeln möchte. Auch wenn für das Besucherzentrum Wald gerodet werden muss, so sieht er doch die Vorteile für die Region und wird den Landkreis bei der Umsetzung unterstützen.
Lars Grunow ist sich bewusst, dass er in bestehende Strukturen gekommen ist. Land und Leute will er nun kennenlernen – so ist der neue Amtsdirektor Ende 2024 gestartet und auch noch unterwegs. Dass er nicht im Amtsgebiet wohnt und täglich aus Schenkendöbern zur Verwaltung fährt, sieht er nicht als Nachteil an. Das gebe ihm Abstand und Zeit zum Reflektieren. Noch konnte er nicht alle Orte kennenlernen. Unterwegs war er schon in Lieberose, dem zweiten Verwaltungssitz. Daran will er auch nicht rütteln. Beeindruckt habe ihn der Lieberoser Schlosspark mit dem alten Baumbestand. „Ich bin Waldliebhaber“, sagt Lars Grunow. Auf den Schlossherrn ist er allerdings noch nicht getroffen. Und zu den Beratungen wird es ihn wohl künftig mehr in das Bürgerzentrum Darre führen – dort, wo er seine Ernennungsurkunde zum Amtsdirektor erhalten hat.
Das Schloss Lieberose (l.) befindet sich in Privatbesitz und wartet noch auf die Sanierung und neue Nutzung. Die Darre ist zum Bürgerzentrum ausgebaut worden.
Im Lieberoser Rathaus befindet sich die Außenstelle der Amtsverwaltung - das will der neue Amtsdirektor nicht ändern. Fotos: Ingrid Hoberg
Seit dem 2. Dezember 2024 im Amt, ist der neue Amtsdirektor zum Jahresbeginn in den Jahreshauptversammlungen und Gemeindevertretersitzungen wie auch der Stadtverordnetenversammlung Lieberose als Gast dabei. „Ich bin derjenige, der sich einordnet. Ich sammle Informationen, will Vertrauen schaffen – werde aber auch schnelle Entscheidungen treffen, wo es notwendig ist“, sagt Lars Grunow und betont, dass er einen kooperativen Führungsstil pflegt.

Der Vorsitzende des Amtsausschusses Rainer Hilgenfeld (r.) gratulierte Lars Grunow im Oktober zur Wahl. Foto: Dörthe Ziemer
Amtsausschussvorsitzender Rainer Hilgenfeld (Gemeinde Schwielochsee) setzt auf gute Zusammenarbeit und erwartet vom neuen Amtsdirektor frische Impulse, die Region voranzubringen. Gerade erst ist es gelungen, den Schifffahrtsbetrieb auf dem Schwielochsee wieder in Gang zu bringen. Auf dem größten natürlichen See Brandenburgs ist seit Herbst 2024 das Fahrgastschiff „Schwielochsee“ unterwegs. In diesem Jahr wird es wieder Fahrten nach Beeskow geben. Gelungen ist dieses Projekt mit vielen Partnern aus der Region.
Info
In der Sitzung des Amtsausschuss am 8. Oktober 2024 war Lars Grunow einstimmig zum neuen Amtsdirektor gewählt worden. Am 20. November hatte er seine offizielle Ernennungsurkunde im Saal des Bürgerzentrums Darre Lieberose entgegengenommen.
Das Amt Lieberose/Oberspreewald hat zwei Verwaltungsstellen – in Straupitz in der Kirchstraße 11 und in Lieberose am Markt 4.
Die Gemeinden Alt Zauche-Wußwerk, Byhleguhre-Bylen, Jamlitz, Neu Zauche, Schwielochsee, Spreewaldheide und Straupitz sowie die Stadt Lieberose gehören zum Amt.
Entscheidungsgremium ist der Amtsausschuss mit 14 Vertretern aus den oben genannten Gemeinden, Vorsitzender ist Rainer Hilgenfeld. Jede amtsangehörige Gemeinde hat einen ehrenamtlichen Bürgermeister bzw. ehrenamtliche Bürgermeisterin und eine Gemeindevertretung oder Stadtverordnetenversammlung (Lieberose).
Neun Fachbereiche, auf drei Ämter verteilt, unterstehen dem Amtsdirektor. Weitere Informationen unter: www.lieberose-oberspreewald.de
Baustellentour zum Besucherzentrum Naturwelt Lieberoser Heide: 6. März, 16.30 Uhr, Ortsausgangsschild Waldstraße, 17.30 Uhr Fortsetzung der Gespräche in der Darre (www.naturwelt-lieberose.de)