Jede Kommune feiert ihre Feste – manche setzten dabei auf große Bühnen und Überregionalität, andere auf Kleines und Feines. Gestiegene Kosten und Sicherheitsvorkehrungen lassen kaum jemanden umdenken – im Sinne der Bürger, wie Rathauschefs finden.
Von Andreas Staindl
Es wird gerne gefeiert – auch im Landkreis Dahme-Spreewald. Tausende Gäste besuchen die zahlreichen Feste in jedem Jahr. Es gibt große Veranstaltungen mit überregionaler Ausstrahlung, aber auch kleine mit familiärem Charakter. Und immer stehen Spaß, Unterhaltung, Wirtschaftlichkeit, finanzielle Machbarkeit und zunehmend auch Sicherheitsaspekte im Mittelpunkt. – Groß oder klein? Für welchen Weg entscheiden sich Kommunen im Landkreis Dahme-Spreewald?
Kult: Das Spreewaldfest in Lübben
Das Spreewaldfest in Lübben ist mit etwa 30.000 Besuchern eines der größten Feste nicht nur im Landkreis Dahme-Spreewald sondern in der gesamten Lausitz. Für 2025 ist die 45.Auflage geplant. Rund 250.000 Euro betragen die Kosten für das Spreewaldfest, wie Bürgermeister Jens Richter (CDU) informiert. Sie variieren ihm zufolge jährlich und sind abhängig von der Programmgestaltung, den Anforderungen zur Infrastruktur sowie den Sicherheitsvorkehrungen. Bühne, Künstler, Technik, Marketing, Logistik und Sicherheitspersonal kosten Geld. Einnahmen stammen überwiegend aus Standgebühren, Sponsoring, Zuschüssen und zu einem geringen Teil aus Parkgebühren – insgesamt etwa 55.000 Euro. Steigende Kosten und zunehmende Sicherheitsanforderungen, die vorhandenen finanziellen Mittel dennoch maßvoll einsetzen – für die Stadt Lübben ist das eine Herausforderung. Ohne Sponsoren, ehrenamtlich Tätige und Förderer könne das Fest nicht organisiert werden, so der Bürgermeister.
Das Stadtfest in Lübben ist Kult - und geprägt von den niedersorbischen Trachten. Foto: Andreas Staindl
Muss es eine so große Veranstaltung sein oder geht es auch ein paar Nummern kleiner? Für Jens Richter können kleinere Formate bei einer schwierigen Haushaltslage sicherlich eine Alternative darstellen. Jedoch habe das Lübbener Spreewaldfest durch seine Größe und Tradition eine besondere Strahlkraft, die ein wichtiger Faktor für das Image der Kreisstadt ist. Ein verkleinertes Fest würde nach Ansicht des Verwaltungschefs möglicherweise weniger Besucher anziehen und die touristische Wirkung mindern. Zudem biete die Größe des Fests auch die Möglichkeit, vielfältige kulturelle und künstlerische Beiträge einzubeziehen, was die Attraktivität des Spreewaldfests erhöhe.
Dennoch wird laut Bürgermeister stets abgewogen, wie man das Fest attraktiv gestalten kann, ohne den finanziellen Rahmen zu erhöhen. Warum das Spreewaldfest so wichtig ist für Lübben, erklärt der Verwaltungschef so: „Es ist ein unverzichtbarer Bestandteil des kulturellen und sozialen Lebens in Lübben. Es stärkt das Gemeinschaftsgefühl, bietet eine Plattform für lokale Vereine und Unternehmen, zieht zahlreiche Besucher aus der Region und darüber hinaus an. Dadurch fördert das Fest nicht nur den Tourismus, sondern auch die lokale Wirtschaft, da Gastronomie, Hotellerie und Einzelhandel erheblich davon profitieren.“
Ob schnell oder hoch hinaus: Gefeiert wird gerne im Landkreis Dahme-Spreewald. Foto: Andreas Staindl
Das Spreewaldfest bringt der Stadt nach Ansicht des Bürgermeisters also nicht nur finanziellen Gewinn, sondern auch einen erheblichen Image-Gewinn. Es stärke die Bindung der Einwohner an ihre Stadt, sorge für ein positives Gemeinschaftsgefühl und hebe den Stellenwert der Kreisstadt als touristisches Ziel im Spreewald. Die Stadt Lübben sieht das Spreewaldfest trotz Herausforderungen als einen unverzichtbaren Bestandteil des kulturellen Kalenders, der langfristig mehr einbringe, als er koste.
Stadtfest in Wildau: Den Kopf freikriegen
Auch in Wildau will man auf ein Stadtfest nicht verzichten. „Wir wollen unseren Bürgern etwas bieten“, sagt Bürgermeister Frank Nerlich (parteilos). „Sie sollen auch mal feiern, und den Kopf ordentlich frei bekommen. Das hat schon früher funktioniert – etwa zu Kaisers Zeiten – und gilt auch heute noch.“ Das Stadtfest in Wildau ist noch jung. Die zehnte Auflage fand in diesem Jahr statt. Vereine, Feuerwehr und Stadt haben ihre ursprünglichen Feste zusammengelegt, ihre Kapazitäten gebündelt und ihre Erfahrungen eingebracht. Herausgekommen ist ein Fest von „überregionaler Bedeutung, das gut besucht ist“, wie der Bürgermeister sagt. Neben Gästen aus Wildau und Umgebung locke das Stadtfest auch Jugendliche aus Berlin.
Früher wurde das Fest von der Kommune organisiert. Das aber ist laut Frank Nerlich „nicht mehr machbar“. Inzwischen ziehen ihm zufolge die Wildauer Wohnungsbaugenossenschaft mbH und Radio SKW die organisatorischen Fäden. Frank Nerlich will am großen Stadtfest festhalten. Er findet Feste „wichtig für die Bürger“ und sagt: „Sie haben mit Familie, Arbeit und ehrenamtlichem Engagement das ganze Jahr voll zu tun. Wir als Kommune wollen gegensteuern und ihnen eine attraktive Feier wie unser Stadtfest bieten.“
„Wir wollen unseren Bürgern etwas bieten. Sie sollen auch mal feiern, und den Kopf ordentlich frei bekommen. Das hat schon früher funktioniert – etwa zu Kaisers Zeiten – und gilt auch heute noch.“
Wildaus Bürgermeister Frank Nerlich (parteilos)
Dem Verwaltungschef ist nicht verborgen geblieben, welche Spuren die fehlende Feste während der Corona-Zeit bei den Bürgern hinterlassen haben: „Das soziale Miteinander hat ihnen gefehlt. Vor allem Kinder und Jugendliche haben unter den Kontaktbeschränkungen gelitten.“ Jetzt aber kann wieder uneingeschränkt gefeiert werden – und Frank Nerlich ist „sehr froh darüber“. Im nächsten Jahr soll es erneut ein Stadtfest in Wildau geben. 60.000 Euro sind dafür laut Bürgermeister eingeplant. Bisher sei die Kommune ohne Gebühren und Eintritte ausgekommen. „Wenn die Kosten allerdings weiter steigen, müssen wir uns Gedanken machen über den Weg der Finanzierung“, sagt Frank Nerlich. Am Stadtfest will er nicht rütteln. Zudem sollen kleinere Feste wie etwa das Maibaumtragen und der Weihnachtsmarkt auch weiterhin stattfinden. „Feste und Feiern“, sagt Wildaus Bürgermeister“, „sind einfach wichtig für den Zusammenhalt der Gesellschaft“.
Corona und Bahnbaustelle machen KW den Garaus
Das dürfte in Königs Wusterhausen nicht anders sein. Allerdings setzt die Kommune dort auf kleinere Feste. Finanzielle Mittel etwa für das Osterbrunnenfest, das City-Kinderfest und die Höfenacht sind im Haushalt des nächsten Jahrs vorgesehen – genau wie sie es in diesem Jahr waren, informiert Stadtsprecherin Katrin Kunipatz. Die für 2025 geplanten Gelder für das Stadtfest sind ihr zufolge im Rahmen der Haushaltsplanung 2024/25 gestrichen worden.
Ob es 2026 ein Stadtfest in Königs Wusterhausen geben werde, hänge einerseits davon ab, ob die Gelder im Haushalt eingestellt werden können (ein Drittel Sponsoren, zwei Drittel Stadt), aber auch von der Baustelle der Deutschen Bahn am Bahnhofstunnel. Schon 2023 und 2024 habe wegen dieser großen Baustelle „überhaupt kein Fest stattfinden können“ wie Katrin Kunipatz sagt. Die nötigen Straßensperrungen und Umleitungen hätten ihr zufolge die gesamte Innenstadt lahmgelegt. Zudem wäre die Ausfahrt für Rettungsdienst und Feuerwehr nicht mehr gewährleistet gewesen.
„Selbst für die kleineren Feste sind die Kosten seit der Corona-Zeit um 20 Prozent gestiegen. Diese höheren Kosten werden aktuell von der Stadt getragen.“
Katrin Kunipatz, Stadtsprecherin Königs Wusterhausen
Bis zur Corona-Zeit gab es alle zwei Jahre ein Schlossfest in Königs Wusterhausen. Es wurde von der Stadt ausgerichtet. 2020 - im Jahr des 700-jährigen Stadtjubiläums – war ein großes Stadtfest geplant, das wegen der Corona-Einschränkungen jedoch auch 2021 und 2022 abgesagt werden musste. 2022 fand dann einfach nur noch ein großes Stadtfest statt-ohne Bezug zum Jubiläum, wie die Pressesprecherin sagt. Die steigenden Kosten machen auch Königs Wusterhausen zu schaffen. Katrin Kunipatz: „Selbst für die kleineren Feste sind die Kosten seit der Corona-Zeit um 20 Prozent gestiegen. Diese höheren Kosten werden aktuell von der Stadt getragen.“
Nischen mit Charakter in Luckau
Luckau setzt konsequent auf kleinere Feste. „Große Stadtfeste werden von den Bürgern nicht mehr so gut angenommen“, sagt Maja Jentsch. „Zudem wird es immer schwieriger, die Sicherheitskonzepte umzusetzen.“ Die Geschäftsführerin der Landesgartenschau Luckau 2000 GmbH organisiert mit ihrem Team Kultur und Veranstaltungen in Luckau und sagt: „Wir nehmen die Herausforderungen an, haben darauf reagiert und bieten den Leuten Nischen mit Charakter.“ Der Veranstaltungskalender in der Berstestadt ist prall gefüllt. Vom Tulpenfest, über die Kahnnacht, die Altstadtweihnacht, die Leistungsschau bis hin zum Kartoffel-Brunch, zur Hubertusjagd und zahlreichen Konzerten locken zahlreiche Höhepunkte. Fast alles kleinere Veranstaltungen, jedoch mit Charakter, fast immer thematisch.
Das Tulpenfest steht seit Jahren fest im Terminkalender in Luckau und ist eine der Nischen, die die Stadt bietet. Foto: Andreas Staindl
Die Niederlausitzer Leistungsschau ist Maja Jentsch zufolge die einzige Veranstaltung „mit Massencharakter“ in Luckau. Den Fokus auf kleinere Feste und Veranstaltungen zu legen, scheint erfolgreich zu sein. „Sie werden von den Bürgern gut angenommen“, sagt die Laga 2000-Geschäftsführerin und ergänzt: „Wir mussten uns nach Corona neu erfinden und sind ständig am Probieren.“ Die Rahmenbedingungen haben die Entscheidungen durchaus beeinflusst, wie sie sagt: „Unser Markt gibt größere Feste nicht her. Und unsere Besucher wollen ohnehin keinen Kommerz.“ Die Kultur-Macher reagieren darauf, setzen nicht auf große Künstler von außerhalb, sondern auf Akteure vor Ort. „Wir wollen zeigen, was Luckau und die Ortsteile an Künstlerinnen und Künstler zu bieten haben.“
Ihr Ansatz: „Einheimische mit ins Boot holen, Entertainment für die Bürger und Image-Werbung für Luckau.“ Das gelingt nicht nur in der Kernstadt: „Wir haben auch schöne kleine Feste in den Ortsteilen“, sagt Maja Jentsch. Und, dass sie sich auf „etablierte Partner für die Finanzierung verlassen kann. Die Kahnnacht etwa sein gesponsert und eine überaus lohnende Veranstaltung: Überschaubare Kosten, wenig Aufwand, dennoch viel Effekt. Die Landesgartenschau Luckau 2000 GmbH arbeitet mit anderen Partnern eng zusammen.
Der Luckauer Weihnachtsmann wohnt im Roten Turm und wird von dort via Feuerwehrleiter und mit Musik und Kutsche abgeholt. Foto: Andreas Staindl
Auch der Spreewaldverein e.V. mit Sitz in Lübben geht neue Wege. Er will mit dem Spreewälder Gurkentag weg vom Charakter eines großen Volksfests und zurück zu den Wurzeln – einem kleinen und feinen Markttreiben mit Gelegenheit, die Menschen hinter den Produkten kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Dafür werden Austragungsorte für die kommenden Spreewälder Gurkentage 2025 bis 2027 gesucht. Der Spreewaldverein will damit auch anderen Orten die Möglichkeit geben, Gastgeber zu sein, um die Vielfalt regionaler Erzeugnisse und Partnerschaften noch besser abbilden zu können.
Der Spreewälder Gurkentag war viele Jahre zu Gast in Golßen. Ab dem nächsten Jahr soll das Fest auch in andere Orte der Wirtschaftsregion Spreewald wandern. Foto: Andreas Staindl
23 Mal hat es bisher einen Gurkentag im Landkreis Dahme-Spreewald gegeben; viele Jahre wurde in Golßen im Amt Unterspreewald gefeiert. Jetzt soll wieder mehr Abwechslung rein, das jährliche Fest quasi durch die Wirtschaftsregion Spreewald wandern. Der Gurkentag Anfang August lockt jeweils bis zu 4.000 Besucher aus der Region und darüber hinaus. Es soll auch weiterhin unterhaltsame Plattform für Erzeugnisse aus dem Wirtschaftsraum Spreewald sein, jedoch noch regionaler und geschmackvoller werden. Auch wenn der Gurkentag aus Golßen wegzieht, gefeiert wird in der Kleinstadt im Unterspreewald dennoch – zum Beispiel am 14. Dezember beim Weihnachtsmarkt am Schloss. Und auch Königs Wusterhausen feiert an diesem Wochenende: ebenfalls den Weihnachtsmarkt.