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Heimat ist, wo man mitmachen kann

Was ist Heimat – und was nicht? Wie lässt sich Heimat politisch gestalten? Das wurde im dritten WOhnzimmer im Kornspeicher Straupitz diskutiert. Aufs Mitmachen kommt es an – darüber waren sich Gäste und Publikum einig.

 

Von Andreas Staindl

 

Tradition und Ehrenamt. Beides wichtig, auf dem Land vielleicht noch prägender als in der Stadt. Heimatgefühle gibt es hier wie dort. Doch wie wachsen sie, wie sind sie zu fassen – und wie politisch zu gestalten? Und was ist das eigentlich, dieses Heimatgefühl? Was macht das Leben auf dem Land so lebens- und liebenswert? Dörthe Ziemer hat diese und andere Fragen mit Gästen in Straupitz (Liebrose-Oberspreewald) diskutiert. Der Ort für die dritte Station ihrer Gesprächsreihe „WOhnzimmer“ war tatsächlich ein solches – liebevoll hergerichtet im Kornspeicher des Dorfs im Oberspreewald. Der Freundeskreis Kornspeicher e.V. hat einen Ort zum Wohlfühlen, Erinnern, einfach zur Ruhe Kommen geschaffen, der nahezu perfekt war für das Thema der Gesprächsreihe, für den roten Faden des Abends sowieso. Mit etwa 20 Besuchern war die Veranstaltung in Straupitz die bisher am besten besuchte der Reihe. 

 

Das WOhnzimmer in Straupitz zum Nachhören (Ton: Micha Zoschenz, Grafik: Karen Ascher)

 

Die drei eingeladenen Gäste leben allesamt in der ländlichen Region, sind im Amt Lieberose-Oberspreewald zu Hause und prägen das gesellschaftliche und gesellige Leben ihrer Heimat wesentlich mit. Manuel Pape ist ehrenamtlich in mehr als einem Verein aktiv, zudem Gemeindevertreter. Für ihn ist „Heimat nicht unbedingt der Geburtsort, sondern ein Gefühl“. Und damit es ein gutes ist für ihn, aber auch viele andere Bürger, hat er eine klare Einstellung: „Mein Credo fürs Leben ist: Nicht meckern, sondern machen. Nur wer sich einbringt, kann auch mitgestalten.“ 

 

Für Guido Medert ist „Heimat immer auf Zeit, ein Ort, an dem Gefühle dranhängen“. Der Autor schreibt auch für das Stadtjournal in Lieberose, stammt ursprünglich aus dem Süden Deutschlands und nennt seinen aktuellen Wohnort im Landkreis Dahme-Spreewald liebevoll „mein Zuhause. Heimat dagegen hängt mit meiner eigenen Historie zusammen. Auch in Berlin beispielsweise gibt es Orte, die für mich Heimat sind.“ Dass er sich in seinem aktuellen Wohnort für das Stadtjournal engagiert, „war sehr hilfreich, um sich hier heimisch zu fühlen. Die vielen Kontakte haben uns ein Heimatgefühl vermittelt“, sagt Guido Medert. „Lieberose ist für mich mehr als ein Wohnort.“ 

 

Melanie Kossatz komplettierte das Gäste-Trio. Sie ist seit zehn Jahren in der Dorfbewegung Brandenburg aktiv – einem Netzwerk für lebendige Dörfer. „Wir kümmern uns um Austausch und Vernetzung, wollen im politischen Raum mehr für die Dörfer trommeln. Sie spielen im politischen Raum keine Rolle mehr.“ Sie bedauert das und ergänzt: „Dörfer haben eine eigene Identität und Kultur. Wir wollen die Vokabel ‚Dorf‘ wieder auf die Landkarte holen.“ Ohne engagierte Menschen geht das nicht. Gemeindevertreter etwa. „Sie müssen sich klar sein, dass sie eine Verantwortung für ihre Dörfer haben und mit ihrem Handeln etwas bewirken“, sagt Melanie Kossatz. Um kommunale Vertreter fit zu machen, bietet die Dorfbewegung Brandenburg Melanie Kossatz zufolge regelmäßige Online-Schulungen an – jeweils mit einem anderen Schwerpunkt. Sie organisiert zudem alle zwei Jahre das Parlament der Dörfer: „Kommunalpolitiker können nur fundierte Entscheidungen treffen, wenn sie mit dem nötigen Wissen ausgestattet sind“, sagt Melanie Kossatz. 

 

  Was ist Heimat für Dich? Und was nicht? Das wurde vor Beginn der Runde gefragt. Foto: Andreas Staindl

Was ist Heimat für dich? Und was nicht? – Das wurde vor Beginn der Runde gefragt. Foto: Andreas Staindl

 

Gewählte Entscheider auf der einen, freiwillig Engagierte auf der anderen Seite. „Das Ehrenamt ist wertvoll für die Gemeinschaft“, sagt Manuel Pape. „Wir wollen es mehr in die Köpfe der Leute bekommen. Und wir müssen uns noch mehr vernetzen.“ Das scheint in Straupitz zu gelingen, wie er sagt: „Wir haben es endlich geschafft, unsere Vereine in einem Vereinsring zusammenzubringen.“ Bei allem Positiven sieht Manuel Pape aber auch das, was noch nicht so gut funktioniert: „Verwaltungen sind oft Hürden für Ehrenamtler, machen es ihnen manchmal unnötig schwer. Lange Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse etwa können schon zermürben. Auch die noch immer nicht optimale Digitalisierung ist ein großes Problem.“ Um die Menschen dennoch mitzunehmen, ist er für Offenheit, denn „die Kommunikation mit ihnen ist in den vergangenen Jahren eingeschlafen. Wir müssen den Leuten erklären, was geht und was nicht.“ Etwa, dass eine Packstation die verlorene Post im Ort teilweise ersetzen könnte – allerdings mit dem Nachteil für die ältere Bevölkerung, dass die Station nur über eine App zu nutzen ist. 

 

Die Einwohner an Entscheidungsprozessen teilhaben zu lassen, dieses Ziel verfolgt auch das Stadtjournal in Lieberose. „Wir merken, dass wir für die Bürger wichtig sind“, sagt Guido Medert. Das Journal bietet eine Plattform, um Gedanken zu äußern. Etwa zum Standort des geplanten Besucherzentrums. Im Umfeld des Schlosses und damit zentral im Ort oder etwas außerhalb im Wald? Es gibt laut Guido Medert Befürchtungen, dass Gäste einen Bogen um die Kleinstadt machen, wenn das Besucherzentrum außerhalb errichtet würde. Er sieht das anders und sagt: „Wer sich das Besucherzentrum anschaut, schaut sich auch die Stadt an. Es liegt doch alles so nahe beisammen.“ Lieberose ist überschaubar, bei weitem keine große Metropole. Und doch wird kontrovers diskutiert. „Es fehlt eine verbindende Kraft, fehlen zwei drei Persönlichkeiten, die auf die Leute zugehen“, sagt eine Frau, die sich offenbar Gedanken über die Stadt im Amt Lieberose-Oberspreewald macht und Straupitz als „gutes Beispiel für Lieberose“ sieht. 

 

Das WOhnzimmer im Kornspeicher Straupitz. Grafik: Karen AscherZitate aus dem WOhnzimmer im Kornspeicher Straupitz. 

Das WOhnzimmer im Kornspeicher Straupitz. Grafik: Karen Ascher Grafik: Karen Ascher

 

Wie ist denn der Blick auf das Sorbische/Wendische in der Region? Dörthe Ziemer brachte dieses Thema ins Spiel. „Der Blick auf das Sorbische hat sich positiv entwickelt“, sagt Manuel Pape. Er verweist etwa auf die Fastnacht in Straupitz, eine der nachweislich ältesten überhaupt, sagt aber auch: „Unsere Traditionen werden gepflegt, obwohl nur noch wenige Leute in unseren Ort die sorbische Sprache sprechen und verstehen. Sprachlich ist tatsächlich noch Luft nach oben.“ Ingrid Walter, langjährige Vorsitzende des Kornspeicher-Freundeskreises, möchte gerne Schautafeln in deutscher und sorbischer Sprache an touristischen Plätzen in Straupitz anbringen, um den Ort aufzuwerten. Sie bedauert jedoch, dass „alles so lange dauert“. Melanie Kossatz wirbt dafür zu akzeptieren, dass „jeder Ort anders ist, es verschiedene Perspektiven gibt. Wir sollten auch den Jüngeren etwas zutrauen. Alles wandelt sich. Wir wollen den Spreewald nicht als Kulisse erleben, sondern lebendig.“ 

 

In Lieberose ist sorbisch kaum ein Thema, wie Guido Medert sagt: „Ich würde mir einen Austausch mit Straupitz und anderen Gemeinden wünschen, die sorbische Traditionen pflegen. Es muss ja nicht jeder sein eigenes Süppchen kochen.“ Er überlegt, „sorbisch mehr zum Thema im Stadtjournal zu machen“. Eine ältere Dame sieht es skeptisch, wenn die sorbische Sprache in den Fokus gerückt wird: „Fast kaum einer hier in der Region hat noch eine Beziehung dazu. Für mich ist es immer ärgerlich, wenn ich während sorbischer Veranstaltungen nichts verstehe, niemandem die Worte erklären kann.“ Für sie hat „Heimatgefühl nichts mit der sorbischen Sprache zu tun“. Melanie Kossatz wirbt dafür, „auch diese Meinung zu akzeptieren und sagt: „Alles kann, nichts muss.“

 

Das WOhnzimmer im Kornspeicher Straupitz. Foto: Andreas StaindlDie Gäste des dritten WOhnzimmers diskutierten...

Das WOhnzimmer im Kornspeicher Straupitz. Foto: Andreas Staindl...ganz fleißig mit.               Fotos: Andreas Staindl

 

Dass das Landleben auch ohne gut gefüllter Kassen lebenswert ist, bestätigen alle drei Gäste. Melanie Kossatz berichtet von einem Müllsammelaktion, die für ein sauberes Dorf und für neu gepflanzte Bäume gesorgt hat. Eine andere Frau erzählt vom Schicksal einer alten Bank, die schließlich von der Wählergruppe „Straupitz im Herzen“ aufgemöbelt und somit gerettet und erhalten wurde: „Diese Aktion hat kein Geld gekostet.“ Manuel Pape ist der Sprecher der Gruppe. Er bedauert es, dass „es nicht alle Einwohner schaffen, über den eigenen Gartenzaun hinwegzuschauen“ und etwas für die Allgemeinheit zu tun. „Es braucht Leute mit Herz, um etwas zu bewegen“, sagt Guido Medert. Und Melanie Kossatz ergänzt: „Traditionen geben Sicherheit und Struktur.“ Auch wenn sie sich verändern, wie beispielsweise die Fastnacht in Straupitz – jedoch „mit Augenmaß“, wie Manuel Pape sagt. Guido Medert hat die Erfahrung gemacht, dass Veränderungen, die von außen kommen, oft abgelehnt werden: „Was von innen kommt, erhält eher die Zustimmung der Leute.“ Für Dörthe Ziemer ist nach einer lebhaften Veranstaltung deutlich geworden: „Heimat ist dort, wo man mitmachen kann.“

 

 Das WOhnzimmer im Kornspeicher Straupitz. Grafik: Karen Ascher 

 

Nächster & letzter Termin:

17. Juli, 19 Uhr; Weltladen Lübben

Lokalpolitik und Räume

Welche Räume gibt es für informellen Austausch und was brauchen sie? Welche Qualität haben Stadträume? 

Gäste:

Marlies Siegert (Weltladen)

Martin Liedtke (Pfarrer)

Sarah Benke-Åberg (Stadtverordnete)

Moderation: Dörthe Ziemer

 

   Anmeldung: Aufgrund teils beschränkter Platzkapazitäten bitten wir um Anmeldung unter diesem Link   

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Di, 17. Juni 2025

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