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Arztpraxis für Serienkiller gesucht…

Der Krimi-Bestseller-Autor Klaus-Peter Wolf liest am 31. August in Luckau aus seiner neuen Trilogie „Ein mörderisches Paar“ den ersten Teil „Das Versprechen“. Im Interview verrät der Autor, was er von seinem Besuch in Luckau erwartet...

 

Ein Interview von Andreas Staindl

 

Krimis sind beliebt. Sie fast immer spannend und sie lösen beim Publikum viele Gefühle aus. Klaus-Peter Wolf versteht das Spiel mit der Fantasie: Seine Werke werden von Millionen von Lesern verschlungen. Die Geschichten spielen nicht in den Metropolen, wo das Verbrechen vermeintlich zu Hause ist, sondern in Ostfriesland – auf dem Land oder in der Kleinstadt. Jetzt kommt der Bestseller-Autor nach Luckau – ebenfalls in den ländlichen Raum am anderen Ende der Republik. Er hat seine neue Reihe „Ein mörderisches Paar – Das Versprechen“ im Gepäck. Mit seiner Krimilesung am 31.August ab 19 Uhr in der Gaststätte „Schlossberg“ in Luckau starten die inzwischen zweiten Niederlausitzer Kriminächte.

 

Wokreisel sprach mit Klaus-Peter Wolf über authentische Romanschauplätze, warum regionale Krimis die Bestseller-Listen dominieren und warum er für seine neue Hauptfigur, den Serienkiller Dr. Bernhard Sommerfeldt eine neue Hausarztpraxis sucht...

 

Wokreisel: Eignet sich der ländliche Raum eigentlich besonders gut für Krimis?

 

Klaus-Peter Wolf: Mich hat die Anonymität der Großstadt, die für viele Kriminalromane eine große Bedeutung hat, immer gelangweilt. Ich interessiere mich vielmehr für Orte, wo jeder jeden zu kennen glaubt, und trotzdem gedeiht das Verbrechen, gibt es Geheimnisse. Die Leiche unter dem gepflegten Rosenbeet im Vorgarten ist für mich spannender als die Leiche in einer heruntergekommenen, schlecht beleuchteten Gasse. Meine Romane leben davon, dass in die bekannte Welt plötzlich wie Ebbe und Flut viele Touristen kommen. Dort wird jeder freundlich aufgenommen. Schließlich lebt man vom Tourismus. Wenn ich ein Serienkiller wäre, würde ich mich nicht in der Großstadt verstecken, sondern in einem idyllischen Ort wie etwa Norddeich.

 

Was sagen die von Ihnen entwickelten Geschichten über den Raum, in dem Sie leben, aus?

 

In meinen Romanen ist alles ganz konkret. Es gibt jedes Café, jede Straße. Ich kenne die Menschen, die ich beschreibe, sehr genau. Warum soll ich Figuren erfinden, wenn ich von originellen Menschen umgeben bin? Ich fiktionalisiere ihr Leben. Das bedeutet, sie kommen in meinen Büchern so vor, wie sie im wirklichen Leben sind. Mit ihren realen Namen, ihren richtigen Berufen, Vorlieben und Eigenschaften, ihrer Art zu denken und zu handeln. So entsteht auf kleinstem Raum das Bild einer Gesellschaft mit allen ihren Brüchen, Rissen, Ängsten und Sehnsüchten. So erzählt uns Krimiliteratur im besten Sinne unsere Gegenwart.

 

Ist das der Grund, weshalb sich Krimis einer so dauerhaften Begeisterung erfreuen?

 

Gute Kriminalromane liefern keine Fotografie der Gesellschaft in der wir leben, sondern ein Röntgenbild. Ich habe beispielsweise über das Leben in Schweden durch die Romane von Maj Sjöwall & Per Wahlöö und Henning Mankell mehr erfahren als durch soziologische Fachliteratur. Wir leben in einer Zeit großer Verunsicherungen. In der Kriminalliteratur sucht immer ein Ermittlerteam nach der Wahrheit. Sie geben sich nicht mit einfachen Antworten zufrieden. Das Verbrechen ist bereits geschehen, und es geht darum, einen Ausgleich zu schaffen und dafür zu sorgen, dass es nicht weitergeht. Kriminalliteratur ist auch Exorzismus gegen unsere schlimmsten Ängste. Wir können durchspielen wie es wäre, wenn... Ich hatte nicht mit dem gigantischen Erfolg meiner Romane gerechnet. Ich wurde, genau wie der Verlag, überrascht. Offensichtlich habe ich einen Nerv getroffen. Viele Menschen können sich mit meinen Romanfiguren identifizieren.

 

Klaus-Peter Wolf. Foto: Wolfgang Weßling

Klaus-Peter Wolf. Foto: Wolfgang Weßling

 

Lange galten Kriminalromane eher als Trivialliteratur. Wie stehen Sie zur Debatte über Unterhaltungs- und Hochkultur?

 

Dies ist eine blödsinnige Debatte, die sich in anderen Ländern gar nicht stellt. Ich kenne keinen großen Schriftsteller, der nicht versucht hätte, sein Publikum zu unterhalten – von Dostojewski bis Hemingway. Es gibt schlechte Literatur, die mich langweilt und vom ersten Satz an tot ist. Autoren, die nichts zu erzählen haben, sollten vielleicht einen anderen Beruf wählen. Lange Zeit galten deutsche Kriminalromane als unverkäuflich. Das ging so weit, dass mein Verleger mir sagte: „Klaus-Peter, du schreibst wirklich tolle Spannungsliteratur. Verkaufen kann ich das aber nicht. So etwas sucht man bei den Skandinaviern oder den Amerikanern. Sowohl im Buchhandel als auch in der Leserschaft glaubt man, dass solche Autoren so etwas nicht können.“ Man schlug mir vor, ich solle meine Romane nicht in Deutschland spielen lassen, sondern in Amerika, am besten in New York. Und wenn mir das nicht gefalle, zumindest in England, in London. Außerdem solle ich mir ein englisches Pseudonym zulegen. Ich habe darüber nur gelacht. Heute ist die Situation umgekehrt. Regionalschriftsteller wie ich dominieren die Bestsellerlisten.

 

Was wissen Sie über die Lausitz/Niederlausitz?

 

Als ich noch auf dem Gymnasium war und Schriftsteller werden wollte, las ich die Autoren, von denen ich etwas lernen wollte, unter anderem Otfried Preußler. Sei „Krabat“ hat mich fasziniert. Darin erlebte ich die Lausitz als einen magischen Ort voller Geheimnisse. Mein Bild kommt also aus der Literatur. Ich bin nun gespannt, welche Wirklichkeit sich mir auftut.

 

Welche Erwartungen haben Sie an Luckau?Cover zum aktuellen Buch "Das Versprechen". Foto: Verlag

 

Eigentlich wollte ich es nicht vorher verraten. Aber ich suche einen Unterschlupf für meinen Serienkiller Dr. Bernhard Sommerfeldt. In der Triologie, an der ich gerade schreibe – „Ein mörderisches Paar“, Band 1 ist gerade erschienen – fliegt er auf und muss aus Ostfriesland abhauen. Ich suche einen idyllischen kleinen Ort, wo er untertauchen könnte. Dr. Bernhard Sommerfeldt hat in Norddeich eine Hausarztpraxis betrieben. So viel ich weiß, gibt es in Luckau nicht gerade ein Überangebot an Hausärzten. Auch frage ich mich, wo man dort eine Leiche verbuddeln kann, die so schnell keiner findet. Ich habe also Pläne.

 

Was macht Ostfriesland, wo Sie inzwischen leben, für Sie so besonders?

 

Ich selbst komme nicht aus Ostfriesland, sondern aus dem Ruhrgebiet – aus der Arbeiterstadt Gelsenkirchen. Für uns war Ostfriesland immer ein Sehnsuchtsort mit guter Luft und einem Blick in die Weite. Ich hatte einen ostfriesischen Onkel, der mich oft mitnahm. Ich mag die Art der Menschen dort und mag es, die Dinge gelassen anzugehen. Der ostfriesische Grundsatz „Hauptsache der Deich hält“ gefällt mir sehr. Auch wenn ich selber ganz aufgeregt bin, spüre ich, dass ein Blick aufs Meer alle Dinge relativiert. Angesichts der Urgewalt werden viele Probleme, die wir haben, lächerlich und klein. Hier wohnt ein altes Seeräubervolk-ein guter Nährboden für Kriminalgeschichten.

 

Sie produzieren immer wieder Bestseller. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

 

Ich produziere keine Bestseller. Ich schreibe mit Leidenschaft Kriminalromane, wie ich sie selber gerne lese. Ich erzähle dabei meine Welt. Wenn ich schreibe, schlüpfe ich in die Figuren, um aus ihrer Sicht die Welt zu sehen. In den besten Stunden habe ich das Gefühl, dass ich nicht schreibe, sondern die Figuren mir Geschichten erzählen. Das sind Glücksmomente für einen Schriftsteller. Viele Menschen fiebern dem Erscheinen des nächsten Buchs entgegen – so geht es mir beim Schreiben schon. Vielleicht bin ich gar nicht so pervers und anders als die Menschen um mich herum. Sie mögen, was ich auch mag. Um die Bücher ist eine Art Fan-Kult entstanden. Fast jeder Roman hat an die 200.000 Vorbestellungen – bevor das Buch überhaupt gedruckt wird. Tricks oder Rezepte gibt es nicht. So etwas schafft man auch nicht mit Marketing. Sondern da erfüllt offensichtlich ein Schriftsteller die Wünsche seiner Leserinnen und Leser und schwingt mit ihnen auf einer Welle.  

 

Termine der Niederlausitzer Kriminächte

  • 31. August, 19 Uhr, Schlossberg Luckau: Klaus-Peter Wolf – „Das Versprechen“ aus der Reihe „Ein mörderisches Paar
  • 7. September, 19 Uhr, Esperanto-Bahnhof Halbe: Christiane Franke und Cornelia Kuhnert – „Tote Lämmer lügen nicht“ aus der Reihe der Neuharlingersiel-Krimis
  • 14. September, 19 Uhr, Gutshaus Pitschen: Anna Schneider – „In der Stille des Waldes“ aus der „Grenzfall“-Reihe
  • 21. September, 19 Uhr, Darre Lieberose: Majka Stock – „Blutmond – Sprjewja
  • 28. Oktober, 19 Uhr, Theaterloge Luckau: Vorpremiere zum neuen Krimidinner mit der Theaterloge Luckau
  • Die Kriminächte werden in Zusammenarbeit mit der Krimi-Bestseller-Autorin Elisabeth Herrmann, der Bücherecke Luckau und der Lesebühne Groß Köris in Trägerschaft des Kulturdreiecks Dahme-Spreewald konzipiert.
  • Karten und weitere Infos zu den Niederlausitzer Kriminächten gibt es unter kulturdreieck.de -- Kriminächte

Hinweis zur Transparenz:

Die Herausgeberin des Wokreisel, Dörthe Ziemer,
ist an der Organisation der Niederlausitzer Kriminächte beteiligt.

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Di, 15. August 2023

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