Für ein gutes Foto kommt es auf handwerkliches Können und den richtigen Moment an. Aber auch auf ein Netzwerk aus Gleichgesinnten und kritischen Betrachterinnen. Was ein Fotoprojekt der Gedok Brandenburg im Herbst 2024 bewirkt hat – ein persönlicher Rückblick.
Von Ingrid Hoberg
Ist es Understatement oder Selbstüberschätzung, sich bei einem Fotoworkshop anzumelden, bei dem fotografierende Frauen zusammenkommen? Diese Frage habe ich mir nicht gestellt, als ich im Sommer auf die Ankündigung des Projekts gestoßen bin. Ich dachte einfach, dass es nichts schaden kann, mit anderen in den Austausch zu treten. Natürlich gibt es viele Anleitungen zur Fotografie in Buchform oder auf einschlägigen Websites. Aber die Zusammenarbeit mit Fotografinnen, Künstlerinnen online und vor Ort – das erschien mir doch reizvoll. Ich hatte vom Fotoprojekt Gedok Brandenburg „Landeinwärts. Ackerlicht & feldweit“ erfahren und mich per Mail angemeldet.
Schnell bekam ich von Katrin Kamrau, in diesem Jahr die Koordinatorin des Fotoprojekts, eine positive Antwort. Ich durfte dabei sein – immerhin hatten sich am Ende rund 50 Interessierte gemeldet, 20 konnten teilnehmen. Es hatte sich also gelohnt, nicht zu zögern und dem ersten Impuls zur Anmeldung nachzugeben. Als Zeitraum für den Workshop wurde der 18. September bis 13. Dezember angegeben. Das sollte doch zu machen sein – zumal überwiegend Online-Termine geplant waren.
Und dann holperte es gleich bei der Zoom-Konferenz zum Kennenlernen – ich konnte den Termin nicht wahrnehmen. Doch kein Problem, Katrin Kamrau gab mir später den nötigen Support. Die Fotografin, Bildende Künstlerin und freie Mediatorin im Bereich zeitgenössische Kunst war während der Projektlaufzeit Ansprechpartnerin für alle Fragen. Ich entschied mich, der Gruppe von Helena Ebel beizutreten. Sie ist freiberufliche Fotografin in Halbe, studierte Audiovisuelle Medien, leitete in Stuttgart fast zehn Jahre lang ein Lehrfotostudio an der Hochschule der Medien und geht nun auch in ihrer neuen Heimat an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (htw) einer Lehrtätigkeit nach. Ihr Schwerpunkt beim Workshop: fotografische Techniken, Geräteausstattung, Porträtfotografie.
Workshop mit Helena Ebel (2.v.l.) in Großräschen: Die Teilnehmerinnen werteten gemeinsam die Ergebnisse eines verregneten Exkusionstags aus. Foto: Ingrid Hoberg
Karen Ascher, freischaffende Künstlerin in den Bereichen Skulptur, Illustration, Fotografie und Grafik, Imke Rust als transdisziplinäre Künstlerin und Susanne Thäsler-Wollenberg, Künstlerin und Hobbyfotografin, die das Konzept des Fotoprojekts mitentwickelt hatte, leiteten die weiteren Arbeitsgruppen. Johanna Huthmacher, Geschäftsführerin der Gedok Brandenburg, ist von Hause aus Kunsthistorikerin – sie kümmerte sich um organisatorische Fragen und betreut die Ausstellung, die die Resultate des Workshops im neuen Jahr präsentieren wird.
Doch das ist schon ein Vorgriff auf die Zukunft – zunächst galt es, die „Mühen der Ebene“ zu bewältigen. Da war es dann gar nicht so einfach für Helena Ebel, mit den zehn Teilnehmerinnen ihrer Gruppe einen Termin zu finden. Es wurde der Donnerstagabend – in den nächsten Wochen der Fixpunkt für die fotografische Arbeit. Die erste Zoom-Konferenz war dann eher ein Zuhören, was Helena zu Licht und Landschaft, zu Porträt und Fototechnik sagen konnte. Wir stellten unsere Technik vor, mit der wir beim Workshop arbeiten wollten.
Foto-Exkursion in Großräschen an den IBA-Terrassen: Ohne Regenschirm ging an diesem Tag gar nichts.
Fotos: Ingrid Hoberg
Zum Thema "Landeinwärts: Ackerlicht und feldweit": Ein Blick in den Tagebau Welzow-Süd, als die Rekultivierung schon begonnen hatte.
Ich habe eine Canon EOS 550D, mit der ich schon seit Jahren fotografiere. Sie zeichnet sich durch ein leichtes Gehäuse aus, das dennoch robust ist. Das habe ich schon bei vielen Einsätzen zu schätzen gewusst. Zu dieser Spielgelreflexkamera habe ich zwei Objektive – das Canon EF Lens 50 mm und ein Canon Zoom Lens EF-5 55-250 mm 1:4 – 5.6 IS. Da ich häufig bei Konzerten fotografiere und dort das Klicken des Spiegels in der Kamera als störend empfunden wird, habe ich eine weitere in Gebrauch – eine Digitalkamera Panasonic DC-G9, ebenfalls mit zwei Objektiven: Lumix 1:1,7/25 ASPH. und Lumix G VARIO 35–100 mm f/4.0–5.6 ASPH. Mit dieser Ausstattung bin ich bisher gut klargekommen – auch weil es sich um Technik handelt, die gut handhabbar und transportabel ist. Und die Anschaffung war finanziell machbar. Allerdings liegt diese einige Zeit zurück – doch ich plane aktuell keine neue Technik ein. Das neuste Gerät ist deshalb mein Smartphone aus der Samsung-Familie, in diesem Jahr angeschafft.
Auch andere in der Gruppe wollten mit dem Handy fotografieren – und da hatte Helena gleich Hinweise parat, wofür sich die Geräte eignen, wo ihre Grenzen sind. Und sie gab Tipps, welche Apps die Einsatzmöglichkeiten noch erweitern. Außerdem stellte sie am Ende eine Hausaufgabe: Drei Gegenstände sollten so fotografiert werden, dass auf jedem Bild ein anderer Gegenstand im Fokus stand (Foto rechts). Diese Bilder stellten wir online, und bei der nächsten Zoom-Konferenz wurden sie ausgewertet. Es war schon erstaunlich, wie unterschiedlich diese Aufgabe gelöst wurde. Das war spannend und anregend für mich.
Bildgestaltung, Licht, Landschaft, Geschichtenerzählen und Bildbearbeitung, zehn gute Fotos in maximal einer Stunde – das waren weitere Themen. Ja, wo macht man denn an regnerischen Herbsttagen mit wenig Sonnenlicht gute Aufnahmen? Ich entschied mich, Bilder von einer Buchlesung im Herrenhaus Groß Jehser zu verwenden und es war mir tatsächlich gelungen, einige gute Porträtaufnahmen zu machen. Sehr facettenreich war, was die anderen eingestellt hatten. Helena ging bei der gemeinsamen Auswertung auf die gelungenen Aspekte ein, gab aber auch Hinweise, was anders, besser gemacht werden kann – und demonstrierte es am Bildschirm. Manchmal reichte es schon, den Horizont gerade zu rücken, den Ausschnitt etwas anders zu wählen, die Belichtung nachzubearbeiten.
Von Angesicht zu Angesicht lernten wir uns bei der Exkursion in Großräschen kennen – leider spielte das Wetter nicht mit und die fotografische Ausbeute war eher gering. Helena Ebel nutzte die Zeit, über den Einsatz von künstlichen Lichtquellen zu sprechen und einige technische Möglichkeiten zu demonstrieren.
Zum Ende des Workshops blieb nur noch die schwierige Aufgabe, für die geplante Ausstellung und den Kalender ein Foto zu finden. Das weitgesteckte Thema ließ viele Möglichkeiten zu. In der gemeinschaftlichen Diskussion in der Zoom-Konferenz fielen dann die Entscheidungen – Ausstellungsbesucher dürfen gespannt sein. Wer jetzt schon einen Eindruck von der Kreativität der Frauen machen möchte, dem sei die Ausstellung „QuerBild – Lightpaintings und andere schöne Fotos“ von Karin Schrager in der Horizontalen Galerie im Lübbener Landratsamt, Reutergasse 12, empfohlen. Karin Schrager gehörte zu den Teilnehmerinnen des Workshops, auch sie fotografiert schon seit Jahren. Auf jeden Fall sind ihre Aufnahmen Anregung für mich, noch einmal an einem kreativen Nachmittag mit Helena Ebel teilzunehmen – dann geht es in ihrem Studio um die Technik des Lightpaintings.
„Kraftwerk Jänschwalde bei Nacht“ – dieses Foto soll in der Ausstellung zum Workshop gezeigt werden. Foto: Ingrid Hoberg
Es ist gar nicht so einfach, zehn Termine für die Video-Konferenzen und die Exkursion in den Alltag zu integrieren – doch es hat sich gelohnt. Zum einen erweitert sich der Blick, wenn die fachliche Diskussion mit anderen auf Augenhöhe geführt wird – auch wenn es unterschiedliche Ausgangspositionen gibt. Und es macht Spaß, gemeinsam an einer Aufgabe zu arbeiten – der Vorbereitung einer Ausstellung und eines Kalenders. Wünschenswert, wenn sich der eine oder andere Kontakt erhält. Frauen vernetzen sich einfach immer noch zu wenig…
Info
Gedok (1926 als Gemeinschaft deutscher und oesterreichischer Künstlerinnen und Kunstfreundinnen gegründet) ist als Bundesverband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstfördernden e. V. das älteste und europaweit größte Netzwerk für Künstlerinnen aller Kunstgattungen. Weitere Infos unter: www.gedok-brandenburg.de
Die Arbeitsphase für den Workshop „Landeinwärts. Ackerlicht & feldweit“ umfasste zehn Termine im Zeitraum von Mitte September bis Mitte Dezember 2024. In vier Arbeitsgruppen gab es je nach Schwerpunkt fotografische Aufgaben und gemeinsame Bildbesprechungen. Die Teilnehmerinnen tauschten sich mit ihrer Workshopleiterin und untereinander aus, fotografierten und wählten am Ende der Arbeitsphase ihre Bilder für eine gemeinsame Ausstellung und einen Kalender aus.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Mittwoch, 19. Februar, um 15 Uhr in der Vertikalen Galerie im Landratsamt Beethovenweg 14 in Lübben statt. Dort wird auch der gemeinsame Kalender präsentiert. Bis 16. Mai 2025 werden die Fotografien in der Galerie zu sehen sein.