Wie ist die Integrationsarbeit zu schaffen? Auf diese Frage versuchen Helferkreise und Kommunen täglich Antworten zu finden. Die Gemeinde Heideblick wurde gestern dafür ausgezeichnet. Mittenwaldes Bürgermeisterin Maja Buße hat derweil einen "Brandbrief" an den Bundeskanzler geschrieben.
Von Dörthe Ziemer
Frank Deutschmann, Bürgermeister von Heideblick im Südwesten des Landkreises, macht nicht viel Aufheben um seine Arbeit. Lösungen finden – das ist sein Mantra, egal, ob es um die alltägliche Verwaltungsarbeit geht oder um die Integration von Geflüchteten. Deshalb spart er auch nicht mit deutlichen Worten, wenn sich keine Lösungen finden lassen – notfalls auch in der großen Runde der Bürgermeister-Dienstberatung beim Landrat. „Ich habe das Gefühl, dass man sich häufig gegenseitig im Weg steht“, sagt er und fügt hinzu: „Und eigentlich erschlägt der Datenschutz alles.“ Er erzählt von Fällen, bei denen sich Geflüchtete und ihre Helfer zwischen Ausländerbehörde und Sozialamt aufreiben, Informationsanfragen mit Verweis auf den Datenschutz nicht beantwortet werden und sich die Gemeindeverwaltung für ein allzu pragmatisches Vorgehen verantworten muss. Deshalb nicht weiter nach Lösungen zu suchen – das käme ihm jedoch nicht in den Sinn.
Walddrehna: Integrationsort Pilzheide
Die Pilzheide in Walddrehna, einem von 14 Ortsteilen, ist quasi das Plattenbauviertel der rund 3.500 Einwohner zählenden Gemeinde Heideblick. In den 1970er-Jahren wurde eine Armee-Kaserne dorthin verlegt und mehrere Wohnblocks samt Schule und Kita errichtet. Nach der Wende kam der große Wegzug, viele Wohnungen in der Pilzheide standen leer. Heute leben mit über 600 Einwohnern nur noch etwa halb so viele Menschen wie zur Wendezeit in dem Ortsteil. 2014/15 kamen die ersten geflüchteten Familien dort an. 63 Menschen sind es aktuell, sie stammen aus Afghanistan, Iran, Kamerun und Russland (Tschetschenien). Daneben wurden seit März letzten Jahres Ukrainer untergebracht, 46 leben zurzeit dort.
Als es 2014/15 losging mit der Suche nach Gemeinschaftsunterkünften (GU) für Geflüchtete, habe es eine große Einwohnerversammlung mit den Vertretern des Landkreises gegeben, erinnert sich Frank Deutschmann. 100 Einwohner seien gekommen, es sei kontrovers, aber friedlich zugegangen. Die ersten Familien kamen, die ersten Begegnungen, gemeinsame Kaffeestunden, aber auch die gemeinsame Suche nach Lösungen für zahlreiche Herausforderungen. „Ein Jahr später gab es wieder eine Einwohnerversammlung“, berichtet der Bürgermeister – man wollte schauen, wie sich die Integration entwickele. „Da kamen nur noch 20 Einwohner.“ In den Anfangsjahren hatte er einen Sozialarbeiter, der in der Verwaltung saß und ihn unterstützen konnte, erinnert sich Frank Deutschmann: „Da hatten wir offene Türen beim Sozialamt und in der Ausländerbehörde, es gab kurze Wege – die Herausforderungen waren ja für alle neu.“
Frank Deutschmann, Bürgermeister von Heideblick. Foto: Dörthe Ziemer
Heute sitze der Sozialarbeiter des Trägers der GU nicht mehr vor Ort und habe mehrere Einrichtungen zu betreuen. Schnelle, pragmatische Lösungen werden da schwieriger. Und trotzdem versucht es der Bürgermeister immer wieder: Wird eine Matratze gebraucht, so wird sie über Whatsapp ausfindig gemacht. Über die Homepage der Gemeinde werden Sachspenden gesucht. Auch mit potenziellen Arbeitgebern steht Frank Deutschmann im Kontakt: Wenn er jemanden kennt, der zu einem bestimmten Job passen könnte, dann vermittelt er die Kontakte. „Der Vorteil in einer kleinen Gemeinde ist, dass man sich kennt“, sagt der Bürgermeister und vergleicht: „In der Stadt hat man aber ein größeres Potenzial an Helfern, weil dort mehr Menschen leben.“
Zeuthen: Mitstreiter gesucht
Aus diesem Potenzial würde Marina Wulff gern mehr schöpfen. Die ehemalige Verwaltungsangestellte engagiert sich seit 2015 in der Bürgerinitiative „Willkommen im nördlichen Dahmeland“ (Wind). Am Anfang gab es dort rund 30 aktive Mitstreiter, heute sind es noch etwa zehn. Auch die alte Telefonkette funktioniert bei akutem Hilfsbedarf noch. Wenn sie sich etwas wünschen würde, dann nicht mehr Geld, sondern mehr helfende Hände, sagt sie. Seit acht Jahren betreut sie Menschen aus Pakistan, Afghanistan und Syrien, hilft ihnen in Deutschkurse zu kommen oder den Weg in die Arbeit zu finden, unterstützt Familien und deren Kinder beim Schulbesuch und mehr. Dabei gibt es in ihrer Gemeinde gar keine Gemeinschaftsunterkunft, dort leben vor allem Geflüchtete, die bereits eine Wohnung bezogen haben. Die Hilfesuchenden werden oft aus anderen Netzwerken zu ihr und ihren Mitstreiterinnen geschickt. Auch wenn die Menschen, die sie betreut, schon länger hier sind – es bleiben Herausforderungen und Probleme, bei denen sie versucht zu vermitteln.
Marina Wulff von der Bürgerinitiative WIND. Foto: Dörthe Ziemer
Seitdem die Flüchtlinge aus der Ukraine ankommen, gibt es wieder vermehrt Unterstützungsangebote, vor allem auch Spenden. Doch für eine Kleiderkammer ist kaum Platz in den Räumen im Gemeindehaus in Zeuthen. Für die Ukrainer gibt es einen Ansprechpartner in der Gemeindeverwaltung. Ein Jahr seit dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine nehme sie deutlich wahr, dass es Flüchtlinge erster und zweiter Klasse gebe, sagt Marina Wulff. „Am Anfang war es berührend zu sehen, wieviel Mitgefühl die Afghanen und Syrer mit den Ukrainern hatten, manche haben sogar einige Euro gespendet“, erzählt sie. „Doch heute nehmen sie zunehmend wahr, dass die Ukrainer anders behandelt werden. Sie empfinden deswegen keinen Hass, aber sie bemerken es.“
Bemerken, was andere bekommen – das ist im Bereich der Integrationsarbeit häufiger der Fall, und zwar in vielen Richtungen. Das Fehlen von Kita- und Schulplätzen führe zu Missgunst Geflüchteten gegenüber, so die Beobachtung von Marina Wulff. Wenn Geflüchtete Wohnungen beziehen, gefalle das nicht allen neuen Nachbarn, sagt sie. Einmal sei sie selbst bedroht worden mit dem Vorwurf, sie „schleppe alle an“ und ihr müsse „ein Messer in den Rücken gesteckt“ werden. Davon lässt sie sich nicht abschrecken und besinnt sich auf die positiven Beispiele – die beiden afghanischen Jungen, die inzwischen Abitur gemacht haben, oder die Familie, die sich in einer Kleingartenanlage wohl aufgenommen fühlt. Der Arzt, der sich für die Masernimpfung als Voraussetzung für den Schulbesuch eines Jungen bereiterklärt hat. Die Menschen, die sie an die Arbeitsmarkt-Initiative „LDS integriert“ vermittelt und die darüber Arbeit finden.
Mittenwalde: „Brandbrief“ an den Bundeskanzler
So eine Integrationsarbeit wurde auch in der Stadt Mittenwalde erfolgreich geleistet, sagt Bürgermeisterin Maja Buße – seitdem seit Februar 2022 zahlreiche Ukrainer angekommen sind. Etwas über 200 Ukrainer leben in einer GU, sie kommen zum Teil aus Mittenwaldes Partnerstadt Machniwka. Es gebe eine große Hilfsbereitschaft und große Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung, sagt sie. Nun sollen in ein benachbartes Gebäude rund 160 Geflüchtete aus verschiedenen Ländern einziehen – Menschen, die bereits einen Aufenthaltstitel und/oder Arbeit haben, aber keine Wohnung.
Doch die knapp 10.000 Einwohner zählende Kommune befinde sich inzwischen an der Grenze der Belastung, schreibt sie in einem „Brandbrief“ an Bundeskanzler Olaf Scholz: „Wir Kommunen stehen am Ende der Kette und müssen das umsetzen, was der Bund beschließt", schreibt sie. „Wir fühlen uns alleingelassen mit der Situation." Der soziale Frieden werde "massiv negativ beeinflusst“, schreibt sie mit Blick auf angekündigte Proteste seitens der AfD, die Bürger seien verunsichert. Der ungesteuerte Zuzug von Flüchtlingen müsse gestoppt werden, fordert sie. Die Bundesregierung solle "keine weiteren Anreize" setzen, "sich aus wirtschaftlichen Gründen auf den Weg in die Bundesrepublik zu machen". Nicht alle Flüchtlinge, schreibt sie, bräuchten auch tatsächlich unsere Hilfe.
Das sehen Nutzer in speziellen Gruppen der Sozialen Netzwerke ähnlich. „Das sind keine Flüchtlinge, sondern Sozialschmarotzer die da kommen... Wofür geht man eigentlich Tag für Tag zur Arbeit?“, schreibt ein Nutzer auf Facebook. Der Standort für die GU – in der Nähe einer Schule und Kita – sei falsch, man fürchte um die Kinder, heißt es dort weiter. Eine Frau schreibt, sie traue sich künftig in der Dunkelheit kaum noch raus. Andere vermuten, dass die Polizei häufiger vor Ort sein werde. Auch eine „Angst um Haus, Auto, Grundstück“ wird geäußert. Lassen sich solche subjektiv empfunden Ängste in der polizeilichen Statistik für Dahme-Spreewald mit Zahlen belegen? Es gebe „keine Auffälligkeiten im Umfeld von Gemeinschaftsunterkünften“, teilt Pressesprecherin Ines Filohn mit. Die Zeiten, wo Gemeinschaftsunterkünfte ein Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit waren, seien vorbei, schätzt sie ein. Ein unangebrachtes Auftreten junger Männer gegenüber Frauen gebe es hin und wieder, berichtet sie, dies sei jedoch „jenseits der Strafbarkeit“.
„Jede Diskussion um das Asylrecht ist rasch so aufgeladen, dass eine sachliche Auseinandersetzung unmöglich für mich als Bürgermeisterin wird, und wir als Kommunalpolitiker hier direkt vor Ort werden zum Feindbild gemacht.“
Maja Buße, Bürgermeisterin von Mittenwalde
Mittenwaldes Bürgermeisterin sagt, sie könne viele Ängste und Sorgen der Mittenwalder nachvollziehen. „Jede Diskussion um das Asylrecht ist rasch so aufgeladen, dass eine sachliche Auseinandersetzung unmöglich für mich als Bürgermeisterin wird, und wir als Kommunalpolitiker hier direkt vor Ort werden zum Feindbild gemacht“, schreibt die Bürgermeisterin an den Kanzler. Rückendeckung bekommt sie in einer privaten Facebook-Gruppe von einem CDU-Landtagsabgeordneten unter seinem privaten Profil: „Klare und gute Beschreibung der Situation für die Stadt Mittenwalde und andere Kommunen“, kommentiert er den Brief. „Der Bundeskanzler Olaf Scholz (Richtlinienkompetenz) und Innenministerin Nancy Faeser (Ressortverantwortung) sind diejenigen, die hier handeln müssen und können.“ Wenn sie sich etwas wünschen könnte, sagt Maja Buße, dann dass die Menschen in ihren Ländern bleiben könnten und sich nicht auf die Flucht begeben müssen. „Von der Bundesregierung wünsche ich mir, dass sie klarer Ziele umsetzt und anders hilft und nicht, dass sie die Arme ausstreckt und sagt, dass hier das Schlaraffenland sei“, so die Bürgermeisterin.
Massow: Echo aus Verwaltungen und Kommunalpolitik fehlt
Wenn sich Gisela Luther etwas wünschen dürfte, dann würde sie gern öfter über ihre Erfahrungen aus der Integrationsarbeit sprechen. Seit 2015 engagiert sie sich in der GU in Massow im Amt Schenkenländchen. Gut 300 Menschen leben laut Informationen des Landkreises zurzeit dort – auf zwei Häuser verteilt. Es ist die größte Unterkunft im Landkreis, abseits im Wald ganz am Rande des Amtsbereiches, in dem knapp 9.000 Menschen leben. Die Löptenerin kann aus einem Erfahrungsschatz schöpfen, den sie gern öfter teilen würde – mit den Mitarbeitern in Verwaltungen, aber auch mit Kommunalpolitikern.
Gisela Luther (r.) in der Kleiderkammer in Massow. Foto: Dörthe Ziemer
Antje Jahn, die Integrationsbeauftragte des Landkreises, ist an diesem Mittwoch vor Ort, als gerade die Kleiderkammer öffnet. Jemand hatte einen Sack Kleidung davor abgestellt, neugierige Hände und der Wind hatten sie davor verteilt. Die ehrenamtlichen Frauen der Kleiderkammer hängen die Stücke über das Geländer der kleinen Terrasse. Gisela Luther holt routiniert das gesammelte Spielzeug heraus, die Kinder sind schon da und packen mit an. Während ihre Mütter in den Kleiderständern, Schuhregalen und im Geschirr herumkramen und gegen einen Obolus das ein oder andere mitnehmen, spielen die Kinder – unterstützt von Ellen und Johanna. Die beiden jungen Frauen kommen ebenfalls jeden Mittwoch vorbei.
Zu besprechen gibt es viel mit der Integrationsbeauftragten – etwa, wie man noch mehr Menschen in der GU unterbringt, nun, da der Ansturm wieder größer wird. „Verdichtung“ lautet das Schlagwort – künftig sollen sich wieder vier bis fünf Männer ein Zimmer teilen. „Da baut sich Spannung auf“, sagt Gisela Luther. Die Familien müssen teils in kleinere Wohneinheiten umziehen. Nach acht Jahren könnten viele von ihnen endlich arbeiten gehen, neue Regelungen machten dies nun möglich. „Die Lockerungen setzten mit der Ankunft der Ukrainer ein“, schätzt Gisela Luther. Viele versuchen in der Pflege Ausbildung und Arbeit zu finden oder im Logistikbereich. Doch das Problem in Massow sind die Entfernungen. Zwar gibt es einen Linienbus, der sich nach den Schul- und Zugfahrzeiten richtet, aber in den Randzeiten und am Wochenende fährt kaum etwas. Schichtarbeit sei kaum möglich, auch keine Teilhabe am kulturellen und sportlichen Leben in den Gemeinden. Eine finanzielle Unterstützung für Unternehmen, die vielleicht einen Shuttle organisieren könnten, wäre hilfreich, schlägt Gisela Luther vor.
„Emotionen sind bei Entscheidungen nie hilfreich.“
Gisela Luther, Helferin in Massow
Die Ehrenamtliche könnte viele Beispiele aufzählen, wo ganz pragmatische Lösungen weiterhelfen würden. Dazu müssten die Vorschläge aber dort ankommen, wo sie umgesetzt werden können. Das ist oft schwierig. Der ehrenamtliche Bürgermeister von Halbe habe die Helferinnen der Kleiderkammer kürzlich zu einem Dankeschön-Essen eingeladen. Solche Kontakte seien wichtig, sagt Gisela Luther, aber zu selten. Manche Gemeindevertreter sind regelmäßig vor Ort, andere gar nicht, auch nicht aus der Kreispolitik. „Sie müssen doch mal miterleben, wie das hier ist“, sagt sie. „Emotionen sind bei Entscheidungen nie hilfreich.“ Aber die Erfahrungen, die gemacht werden, sollten eine Rolle spielen, wenn es um eine veränderte Asylpolitik geht. Frank Deutschmann sagt, er bewundere Helfer wie Gisela Luther und ihre Mitstreiterinnen. Anders als er hätten sie weniger Möglichkeiten Einfluss zu nehmen. „Wenn ich als Bürgermeister beim Sozialamt anklopfe, hat das mehr Gewicht“, schätzt er ein.
Das A und O, so die Erfahrung des Heideblicker Bürgermeisters, seien Begegnungen zwischen den Menschen. „Vorurteile gibt es bei denen, die keinen Kontakt haben“, sagt er. „Wer die geflüchteten Familien aus der Pilzheide kennt, der sieht das völlig anders.“ Natürlich hänge das Gelingen immer von beiden Seiten ab – inwiefern sich auch die Zugezogenen auf ihr neues Zuhause einließen. Das sei auch von Nationalität zu Nationalität unterschiedlich. „Am besten funktioniert es bei den Kindern“, sagt Frank Deutschmann. Rund 30 Kinder besuchen die Kita/Krippe und die Grundschule des Ortes und lernen dort Deutsch. Viele von ihnen sind im Sportverein SV Walddrehna aktiv, der sich mit Fußballcamps und anderen Aktionen in der Integrationsarbeit engagiert.
Integrationspreis des Landes für die Gemeinde Heideblick
Für diese Arbeit hat die Gemeinde Heideblick am Donnerstag (20. April) beim Brandenburger Integrationspreis den Sonderpreis für herausragendes Engagement bei der Unterstützung von Geflüchteten aus der Ukraine erhalten. Sie unterstütze mehr als 15 Projekte, um ein tolerantes Miteinander zu fördern, Vorurteile abzubauen und die Zugezogenen bei der Integration zu begleiten, heißt es in der Pressemitteilung des Sozialministeriums. Zu diesen Angeboten gehören ein Eltern-Kind-Café in der Grundschule, Lernräume und digitale Endgeräte für den Online-Unterricht ukrainischer Kinder mit ihren Heimat-Klassen. Den Bürgermeister treibt neben der Integration noch etwas anderes um: „Eine bessere Möglichkeit Fachkräfte zu gewinnen, gibt es nicht“, sagt er. „Die Chance ergriffen – das haben wir bisher nicht.“
Übergabe des Integrationspreises am Donnerstag mit Frank Deutschmann (2.v.l.). Foto: Ministerium
„Wohin sollen die Menschen?“ – Diese Frage ist für Marina Wulff aus Zeuthen der tägliche Antrieb, die aufreibende Integrationsarbeit zu leisten – auch für jene Geflüchtete, die schon länger in Deutschland leben. Zugleich fragt sie sich immer wieder, wie das weitergehen soll, wie die Infrastruktur mithalten soll mit dem Zustrom und vor allem, wie lange sie selbst noch die Kraft hat, sich rund drei Stunden täglich der Integrationsarbeit zu widmen. „Aber ich habe nun mal angefangen, ich mache weiter“, sagt sie. Auch Gisela Luther handelt aus einem inneren Antrieb heraus. „Am Anfang war es mir eine Herzenssache, etwas tun zu können“, erinnert sie sich. „Es passiert genug auf der Welt, und ich bin nicht bereit, alles einfach so laufen zu lassen – so, wie es die aktuelle Asylpolitik zulässt.“
ZAHLEN & FAKTEN
- Der Landkreis sowie die Städte und Gemeinden sind auf der Grundlage des Landesaufnahmegesetzes zur Unterbringung von Geflüchteten und Asylsuchenden verpflichtet.
- Das Aufnahmesoll für 2023 liegt für Dahme-Spreewald derzeit bei 1.985 weiteren Personen.
- Zurzeit leben 1.570 Menschen in 19 Gemeinschaftsunterkünften (GU).
- Gut 600 von ihnen haben bereits einen Aufenthaltstitel und könnten somit in eine eigene Wohnung ziehen. Wer keine Wohnung findet, muss in der GU bleiben - die Plätze dort bleiben belegt.
- Für die Unterbringung weiterer Personen sucht der Landkreis größere Objekte als Gemeinschaftsunterkünfte oder Wohnungsverbünde.
- Am 15. Februar wurde die ehemalige Gemeinschaftsunterkunft mit 64 Plätzen in Kolberg (Heidesee) wieder in Betrieb genommen.
- In Kürze soll in Mittenwalde ein Hostel als weitere Unterkunft eröffnet werden. Das bisher als Wohnheim für Arbeitskräfte betriebene Hostel wird auch in Zukunft für einen Menschen genutzt, die schon ein Bleiberecht oder Arbeit haben.
- Die Kreisverwaltung prüft weitere Standorte und baurechtliche Fragen in Absprache mit den Kommunen für den gemeinsamen Aufnahmeprozess von geflüchteten Menschen. Die Verwaltungsspitzen der Kommunen sind dafür erste und direkte Ansprechpartner.
Quelle: Landkreis Dahme-Spreewald