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Feuerwehr als Schulfach

Neben Unterricht in Mathe, Deutsch und anderen Fächern gibt es an der Ludwig-Leichhardt-Oberschule in Goyatz künftig auch das: Feuerwehr-Unterricht – die Ausbildung zum Feuerwehrmann/-frau in zwei Jahren. Welche Chancen bietet das Pilotprojekt?

 

Von Andreas Staindl

 

Die Bildungseinrichtung ist die erste Schule im Landkreis, die das Wahlpflichtfach „Feuerwehr-Unterricht“ anbietet. Fünf Kooperationspartner sind beteiligt. Das neue Unterrichtsfach soll im kommenden Schuljahr starten. Neuntklässler der Oberschule haben dann die Möglichkeit, die Ausbildung zur Truppfrau oder zum Truppmann zu beginnen und zwei Schuljahre lang zu absolvieren. Sie sind nach Abschluss ihrer Schulzeit ausgebildete Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr.

 

Das scheint bitter nötig mit Blick auf den demografischen Wandel gerade im ländlichen Raum. „Die Menschen hier haben große Sorgen, dass der Brandschutz künftig nicht mehr ausreichend gesichert werden kann“, sagt Landrat Stephan Loge. „Ich bin der Oberschule sehr dankbar, dass sie für das Pilotprojekt zur Verfügung steht.“ Auch landesweit steckt Feuerwehr-Unterricht in Schulen gerade in den Kinderschuhen. Es wird lediglich in Angermünde (Uckermark) und Nauen (Havelland) angeboten. Jetzt auch in Goyatz im Landkreis Dahme-Spreewald.

 

Kooperationspartner für den Feuerwehr-Unterricht. V.re.: Peter Rublack, Katharina Magoltz, Stephan Loge, Rica Otto und Bernd Boschan. Foto: Andreas Staindl

 

„Wir gehen mit dem Feuerwehr-Unterricht neue Wege“, sagt Peter Rublack, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Dahme-Spreewald. „Die Anforderungen an die Feuerwehr werden immer komplexer. Wir brauchen gut ausgebildete Feuerwehrfrauen und -männer. Das neue Wahlpflichtfach ist ein großer Schritt, weil wir am Ende der Schulzeit fertige Feuerwehrleute in den aktiven Dienst übernehmen können. Und auch die jungen Leute profitieren. Sie müssen ihre Ausbildung nicht mehr an mehreren Wochenenden absolvieren – so wie es bisher üblich ist, und Eltern haben keinen zusätzlichen Aufwand“, sagt Peter Rublack. Auch die Schule selbst profitiert. „Das Projekt entlastet uns personell“, sagt Schulleiterin Rica Otto. „Der Personalmangel ist gerade in einer ländlichen Schule wie unserer groß. Die Feuerwehr nimmt uns künftig Unterricht ab.“

 

Das neue Wahlpflichtfach wird von Feuerwehrleuten unterrichtet. Die Gemeinde Märkische Heide und das Amt Lieberose-Oberspreewald stellen die Ausbilder. Beide Kommunen haben Schülerinnen und Schüler in der Oberschule in Goyatz. „Wir leisten gerne einen weiteren Beitrag für die Nachwuchsgewinnung für die Feuerwehr“, sagt Bernd Boschan, Amtsdirektor im Amt Lieberose-Oberspreewald. „Zudem erhält die Oberschule mit dem Feuerwehr-Unterricht ein zusätzliches Profil.“ Der Verwaltungschef hofft außerdem, mit dem Projekt „den demografischen Wandel positiv beeinflussen zu können. Wer sich langfristig engagiert, bleibt oft in der Region. Ich bin sehr froh, dass unser Amtsausschuss über den Tellerrand hinausschaut und das Projekt mitträgt.“

 

Die Schulleiterin Rica Otto und Mathias Liebe, Geschäftsführer des Kreisfeuerwehrverbands, arbeiten künftig eng zusammen. Foto: Andreas Staindl

 

Das sieht man in der Nachbarkommune offenbar genauso. „Auch wir haben große Probleme, Nachwuchs für die Feuerwehr zu finden“, sagt Katharina Magoltz. Die stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Märkische Heide blickt hoffnungsvoll auf das neue Wahlpflichtfach: „Es wird vielleicht auch junge Leute neugierig machen auf Feuerwehr, die sich sonst nicht dafür interessiert hätten.“ Der Kreisfeuerwehrverband leistet die Hauptaufgabe in der Umsetzung des Projekts. Er hat etwa die Stoffverteilungspläne erarbeitet. „Wir haben schon vor Projektbeginn einen fertigen Rahmenlehrplan zur Verfügung“, erzählt Rica Otto. „Das ist längst nicht immer der Fall. Der vorliegende Plan ist sehr professionell.“ Sie erwartet, dass „das Projekt unseren Schülerinnen und Schülern entgegenkommt. Wir haben eine sehr praktisch orientierte Schülerschaft, viele haben schon jetzt ein Interesse für den Brandschutz.“

 

Das Feuerwehr-Gerätehaus befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft der Schule. Kurze Wege für die Oberschüler, die sich für das neue Unterrichtsfach entscheiden. „Wir übernehmen die fachliche Ausbildung, die Benotung erfolgt durch einen Lehrer“, erklärt Mathias Liebe. „Zudem sind wir auch in der Lage, Hybrid-Unterricht anzubieten, wenn das nötig wird. Die Note für den Feuerwehr-Unterricht steht auf dem Zeugnis. “ Der Geschäftsführer des Kreisfeuerwehrverbands hat sich in die Inhalte des Lehrplans eingebracht, koordiniert das Pilotprojekt: „Wir wollen einheitliche Standards für künftige Schulen, die sich am Projekt beteiligen. Unser Ziel ist es, Feuerwehr-Unterricht auch in anderen Kommunen zu etablieren.“

 

In Schönwalde (Unterspreewald) kooperieren Feuerwehr und Schule/Kita schon seit Jahren. Foto: Andreas Staindl

 

Das scheint durchaus realistisch. „Lübben und Luckau haben schon Interesse signalisiert und sind mit uns im Kontakt“, erzählt Peter Rublack. „Dort könnten wir voraussichtlich mit dem Schuljahr 2023/24 starten.“ In der Oberschule in Goyatz ist die Feuerwehr-Ausbildung demnächst in den Schulalltag integriert. „Eine Teilnehme am Wahlpflichtunterricht ist verpflichtend“, sagt Rica Otto. Frei sei die Entscheidung für ein bestimmtes Fach. „Wer sich dafür entschieden hat, muss während der neunten und zehnten Klasse dabeibleiben.“

 

Feuerwehr-Unterricht an Gymnasien und Privatschulen ist nicht möglich, weil es dort keine Wahlpflichtfächer gibt, wie Mathias Liebe erklärt. „In Oberschulen lässt sich das Projekt in den Unterricht integrieren. Anders als etwa im Landkreis Spree-Neiße, wo die Variante Arbeitsgemeinschaft angeboten wird, haben wir uns für eine verpflichtende Teilnahme entschieden.“ Geplant ist ihm zufolge jeweils ein Schnuppertag mit den achten Klassen, der Unterricht selbst dann in den Klassenstufen neun und zehn.

 

„Knackpunkt ist, dass der Feuerwehr-Unterricht von ehrenamtlichen Feuerwehrleuten durchgeführt wird. Ich bin nicht sehr optimistisch, dass das auf Dauer funktioniert.“
Peter Rublack,
Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Dahme-Spreewald

 

„Wir hoffen, dass aus dem Projekt ein fortlaufendes Angebot wird“, sagt Rica Otto. Peter Rublack ist skeptisch: „Knackpunkt ist, dass der Feuerwehr-Unterricht von ehrenamtlichen Feuerwehrleuten durchgeführt wird. Ich bin nicht sehr optimistisch, dass das auf Dauer funktioniert. Die Kommunen müssen aus meiner Sicht hauptamtliche Feuerwehrkräfte beschäftigen, die den Ehrenamtlichen unter die Arme greifen. Das betrifft den Unterricht in den Oberschulen, aber auch die Brandschutzerziehung in den Kindergärten und Grundschulen.“

 

Landrat Stephan Loge hält es „für schwierig in ländlichen Regionen, hauptamtliche Feuerwehr-Strukturen in die Köpfe der Leute zu bekommen“. Bernd Boschan nennt einen weiteren Aspekt: „Man braucht als Kommune auch die dafür notwendige finanzielle Ausstattung.“ Die persönliche Schutzausrüstung der Schülerinnen und Schüler zumindest ist so gut wie gesichert. „Wir haben einen Förderantrag an das zuständige Ministerium des Lands Brandenburg gestellt und schon positive Signale erhalten“, erzählt der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands. Der Landkreis übernimmt den Eigenanteil, wie die Kreisverwaltung informiert.

 

Der Feuerwehr-Unterricht ist nicht die einzige Aktivität des Kreisfeuerwehrverbands, um Nachwuchs zu gewinnen. Er bietet seit fast sechs Jahren unter anderem eine „PartnerCard“ an. Ehrenamtliche Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr erhalten damit Vergünstigungen und Sonderkonditionen bei zahlreichen Partnern und Einrichtungen. Zudem werden jährlich Kreisjugendlager organisiert, die der Landkreis nach eigenen Angaben mit 10.000 Euro pro Jahr unterstützt. Außerdem macht der seit Jahren durchgeführte „Zwergen-Marsch“ schon ganz jungen Nachwuchs auf die Feuerwehr aufmerksam. „Wir haben uns dafür stark gemacht, Kinder schon ab dem fünften Lebensjahr bei uns zu integrieren und nicht erst ab ihrem zehnten Geburtstag“, sagt Peter Rublack. „Dieser Weg ist gut und richtig, der Zwergen-Marsch ein richtiger Höhepunkt.“ Er verweist zudem auf zahlreiche Wettbewerbe, während derer junge Leute für den aktiven Feuerwehrdienst fit gemacht und für den Brandschutz begeistert werden. Zu einer noch besseren Kinder-und Jugendarbeit soll die Jugendleiter-Card (Juleica) beitragen. Sie dient als Legitimation und Qualifikationsnachweis. „Das Interesse daran ist groß“, sagt der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbands. „Zudem haben wir ein Jugendforum im Verband, das sich mit Fragen beschäftigt, die junge Leute bewegen. Wir investieren sehr viel, um junge Leute für die Feuerwehr zu begeistern und sie auch bei uns zu halten.“

 

 

INFO:

  • Das neue Projekt „Feuerwehr-Unterricht“ beruht auf einer Kooperation zwischen dem Innenministerium und dem Bildungsministerium des Lands Brandenburg.
  • Der Landkreis Dahme-Spreewald und der Kreisfeuerwehrverband Dahme-Spreewald haben es auf den Weg gebracht.
  • Das Amt Lieberose-Oberspreewald und die Gemeinde Märkische Heide sowie die Oberschule in Goyatz sind die weiteren Kooperationspartner.
  • Kreisfeuerwehrverband Dahme-Spreewald: www.kfv-lds.de

Weitere Informationen

Veröffentlichung

So, 06. März 2022

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