Pop-up-Pikse

Während auf Twitter tausende Menschen zum Impfen aufrufen, besteht längst nicht überall die Möglichkeit dazu. In Dahme-Spreewald gibt es jetzt kreative Lösungen: Pop-up-Impfzentrum am Wochenende und Impfen in Hallen oder Kirchen.

 

Von Dörthe Ziemer

 

„Wo sind die Bürgermeister/innen: geht das?“ Mit dieser Frage wandte sich die Königs Wusterhausener Internistin Katja Klugewitz am Wochenende 20./21. November an die Dahme-Spreewälder Twitter-Welt – als Reaktion auf diesen Hilferuf auf der Kurznachrichten-Plattform: „Alle Drittimpfungen und Erstimpfungen liegen also bei den Hausärzten? Was tue ich für meine Ü60 Eltern, wenn Hausarzt in Quarantäne ist?“, fragte eine Twitter-Nutzerin aus Königs Wusterhausen. Daraufhin antwortete Katja Klugewitz, sie werde, sobald frischer Impfstoff eingetroffen ist, auch wieder am Wochenende impfen. „Findet sich in LDS nicht ein Bürgermeister, eine Kirche o.ä., die mit uns im Rathaus, auf dem Marktplatz etc. impfen?“, ergänzte sie.

 

Kommunales Impfzentrum wird reaktiviert

„Hier!“, hätte Björn Langner, Bürgermeister der Gemeinde Heidesee, rufen können. Doch er hat bereits alles beisammen: Termin, Ort, Impfwillige, Ärzte, Helfer. Am 4. Dezember lädt er erneut zum Impfen in die Mehrzweckhalle Friedersdorf ein. „Wir waren bei der ersten und zweiten Impfung die einzigen im Landkreis, die ein kommunales Impfzentrum hatten“, sagt er, deshalb lege die Gemeinde nun beim Boostern nach. Rund 300 Anmeldungen haben Verwaltungsmitarbeiter eine Woche nach Bekanntgabe des Termins bereits erhalten oder eingesammelt. Sie telefonieren all jenen hinterher, die im lokalen Impfzentrum Heidesee ihre erste und zweite Impfung erhalten hatten.

 

Es könnten aber auch all jene Heideseer kommen, die in den großen, inzwischen geschlossenen kreislichen Impfzentren waren, so der Bürgermeister. Zusätzlich seien alle Verwaltungs-, Kita- und Bauhofmitarbeiter sowie die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr eingeladen, sich die Auffrischungsimpfung zu holen. Björn Langer rechnet mit etwa 600 Impfungen am 4. Dezember. Jeweils zwei Ärzte seien an dem Tag „von früh bis spät“ vor Ort, dazu Freiwillige und Verwaltungsmitarbeiter. Die Kosten für die Logistik des Impftages trägt die Gemeinde.


TERMINE auf einen Blick:

Halbe

Ab dem 27.11. wird im Bürgertreff neben Edeka Halbe geimpft. Diese Möglichkeit besteht vorraussichtlich immer samstags von 9 Uhr bis 13 Uhr.

Zeesen, Friedersdorf

Imftermine KW

Impfen Heidesee

Mittenwalde, Gallun

Impfen Mittenwalde 27.11.

Impfen Mittenwalde 11.12.

Landkreis

Der Landkreis teilt folgende Impftermine mit (Stand: 23. November):

Alle Impfangebote des Landkreises ergänzen bestehende Angebote der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Landkreis.

Impfangebote in der 47. Kalenderwoche

Lübben

Impfstation mit Vertragspartner Deutsches Rotes Kreuz (DRK) /

DRK-Kreisverband Fläming-Spreewald e.V. , DRK-Zentrum Lübben

Am Ostergrund 20, 15907 Lübben (Spreewald)

Ohne Terminvergabe:

Mittwoch, 24.11.: geöffnet ab 08:00 Uhr

Donnerstag, 25.11.: geöffnet ab 08:00 Uhr

Freitag, 26.11.: geöffnet ab 08:00 Uhr

Tgl. bis zu 100 Dosen

 

Impfzentrum Schönefeld

Eine Reaktivierung der Impfkapazitäten am Flughafen in Schönefeld (Terminal 5) wird vorbereitet. Eine Öffnung des Impfzentrums ist für Anfang Dezember geplant.


 

In anderen Kommunen wurden derweil weder Signale ver- noch konkrete Planungen unternommen. So gab es beispielsweise in Schönefeld, Lübben, Schulzendorf und Bestensee noch keine Anfragen zu gemeinsamen Impfaktionen. „Ob es Engpässe gibt, entzieht sich derzeit unserer Kenntnis“, teilt Solveig Schuster von der Gemeinde Schönefeld mit. „Aktuell gehen wir davon aus, dass die Impfwünsche durch die praktizierenden Ärzte erfüllt werden können.“ Darüber hinaus versuche die Gemeinde, bei passenden Gelegenheiten ein Impfangebot bereitzuhalten: Zum Ehrenamtstag am 10. Oktober im örtlichen Möbelhaus war ein vom Maltester Hilfsdienst betriebener Impfbus vor Ort. Schulzendorf stehe Anfragen für Impfaktionen offen gegenüber, teilt Bürgermeister Markus Mücke mit.

 

Impfärztin: „Gerne woanders im Landkreis“

Damit dürfte er bei Katja Klugewitz auf offene Ohren treffen. Binnen eines Tages hatte sie sich mit Kollegen abgesprochen, um am Wochenende handlungsfähig zu sein: „Nächsten Samstag Pop-up-Impfzentrum in KW in unserer Praxis. Boostern 9-13 Uhr ohne Termin. Bis alle is‘", schreibt sie auf Twitter - und: "Die nächsten Wochenenden gerne woanders im Landkreis. Wir sind dabei – mal sehen wo es hingeht. Danke an alle – wir sehen uns!“ Auf der Kurznachrichtenplattform gab es bereits einige Reaktionen darauf: In Zeesen steht die Freikirche bereit, die Pankratius-Kirchengemeinde in Lübben-Steinkirchen fragt nach den Anforderungen. Zwei Tage später teilt auch das Rathaus Königs Wusterhausen mit, Gespräche mit Katja Klugewitz führen zu wollen.

 

 

Der Landkreis gab gestern bekannt, dass in der kommenden Woche zwei Impfstationen in Wildau und in Lübben eingerichtet werden. „Die Impfstationen ergänzen das bestehende Angebot“, heißt es in der Mitteilung. „Die Ärztinnen und Ärzte im Landkreis leisten eine sehr gute Arbeit und sind die Hauptakteure.“ Bei Impfungen durch niedergelassene Ärzte rangiere die Impfquote im Landkreis landesweit unter den besten drei (von 18 Landkreisen und kreisfreien Städten). Das Angebot für mobiles Impfen werde geprüft.

 

Corona-Virus. Zeichnung: Fredi, 4 Jahre

Corona-Virus. Zeichnung: Fredi, 4 Jahre

 

Jenseits der Impf-Frage bleibt den Kommunen, die Eindämmungs- und die Arbeitsschutzverordnung vor Ort umzusetzen und Informationsarbeit zu leisten. Um die Eindämmungsverordnung zu kontrollieren, fehle derzeit das Amtshilfeersuchen des Landkreises an die Kommunen, sagt Heidesees Bürgermeister Björn Langner. In den ersten Wellen wurde ein solches gestellt, damit die lokalen Ordnungsämter den Landkreis bei den Kontrollen unterstützen. Auf der kommunalen Ebene seien ihm so bei vielen Dingen die Hände gebunden, stellt Björn Langner fest. Auch die Stadt Lübben sieht den Landkreis in der Pflicht. „Eine Kontrolle der 2G-Regelungen liegt in der Zuständigkeit beim Landkreis Dahme-Spreewald. Ein aktualisiertes Amtshilfeersuchen liegt nicht vor, teilt Pressesprecherin Bettina Möbes mit. Andere Kommunen berichten davon, dass die Einhaltung der Eindämmungsverordnung zumindest stichprobenartig während der Dienstzeiten kontrolliert werde. So kontrolliere das Ordnungsamt Königs Wusterhausen derzeit verstärkt Gaststätten. „Etwaige Verstöße werden dokumentiert und an den Landkreis zur weiteren Bearbeitung an den Landkreis abgegeben“, teilt Pressesprecher Reik Anton mit.

 

Erschreckende Entwicklung der Inzidenzzahlen

Rathäuser und Verwaltungseinrichtungen sind derweil kaum geschlossen. „Die Situation ist eine andere als vor anderthalb Jahren“, begründet Heidesees Bürgermeister Björn Langner die Entscheidung, die Verwaltung offen zu halten: „Wir haben geimpfte Mitarbeiter, Schutzausrüstungen angeschafft und in der Digitalisierung aufgeholt.“ So öffnet beispielsweise das Einwohnermeldeamt seiner Gemeinde dienstags und donnerstags vorrangig nach vorheriger Terminvereinbarung über die Online-Terminvergabe und freitags ohne Terminvergabe. Vorab-Terminvereinbarungen, zum Teil online, sind beispielsweise auch in Eichwalde verpflichtend. Im Königs Wusterhausener Rathaus gibt es weiterhin die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten.

 

Die Karikatur von Susanne Thäsler-Wollenberg ist schon etwas älter, hat aber an Aktualität kaum eingebüßt.

Die Karikatur von Susanne Thäsler-Wollenberg ist schon etwas älter, hat aber an Aktualität kaum eingebüßt.

 

„Für uns ist die Entwicklung der Inzidenzzahlen erschreckend“, teilt Bestensees Pressesprecher Roland Holm mit. „Dass unser Landkreis Dahme-Spreewald an Platz 4 bei den Inzidenzahlen des Landes Brandenburg liegt, macht uns hier in Bestensee sehr nachdenklich.“ Da die kommunalen Verwaltungen in der Regel die erste Anlaufstelle für die Menschen seien, benötigten sie klare, schnelle und eindeutige Entscheidungen der höheren Ebenen, so Roland Holm. Björn Langner aus Heidesee hingegen ist überzeugt: „Der Zug ist abgefahren. Wir können jetzt nicht mehr auf Entscheidungen der Landes- oder Bundeseben warten.“ Eigentlich müsste für zwei Wochen alles geschlossen werden, um die vierte Welle zu brechen, schätzt er ein. „Alles andere ist ein Herumgestochere.“ Er spricht gar von „Kollektivversagen“.

 

„Die zahllosen Maßnahmen wirken für die Bevölkerung gefühlt undurchschaubar“, schätzt Bettina Möbes für Lübben ein. „Daher wäre es ein wichtiges Signal, wenn Bund, Länder und Kommunen einen gleichen Fahrplan verfolgen.“ Weitere Unterstützung solle es durch kostenfreie, flächendeckende Schnelltests oder Ausgabe von Masken und Hygieneartikel an Schulen und in Verwaltungen geben. Schulzendorfs Bürgermeister Markus Mücke richtet derweil keine Kritik an die oberen Entscheidungsebenen, sondern appelliert an die Einwohnerschaft: „Ich erwarte, dass sich die mündigen Bürger an die Regeln der Eindämmungsverordnung halten und die Schutzmaßnahmen gewissenhaft umsetzen.“

 

[aktualisiert: 16.11.2021, 16:40 Uhr: Lübben]

[aktualisiert: 17.11.2021, 07:20 Uhr: Königs Wusterhausen]

[aktualisiert: 17.11.2021, 10:50 Uhr: Impfstation Wildau statt KW]

[aktualisiert: 23.11.2021, 14:00 Uhr: Impftermine-Box]

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Veröffentlichung

Di, 16. November 2021

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