Schloss Lieberose verkauft - bleibt es offen?

Wie können bedeutende historische Gebäude öffentlich genutzt werden? Diese Frage stellt sich immer wieder – und ganz akut beim Schloss Lieberose, das seit einer Woche verkauft ist. Ein Arbeitskreis aus lokalen Akteuren kämpft weiter…


Von Ingrid Hoberg


Wie kann eine öffentliche Nutzung des Schlosses Lieberose aussehen? Diese Frage will der Arbeitskreis Schloss Lieberose am Donnerstag, 23. September, mit interessierten Bürgern angesichts der aktuellen Entwicklung diskutieren. Das Schloss ist am 9. September an Dr. Thomas Pahlitzsch, Ärztlicher Leiter und Geschäftsführer einer Berliner Augenklinik, verkauft worden.


Dieses Ergebnis der Ausschreibung zum Verkauf des Schlosses Lieberose durch die Brandenburgische Schlösser GmbH ist durch eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Isabell Hiekel (Bündnis 90/Grüne) am 15. September im Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landtags bestätigt worden. „Schon 14 Tage vor der Sitzung hatte ich über die Fraktion die Anfrage zum Schloss Lieberose auf die Tagesordnung setzen lassen“, sagt sie. „Wir wollten vom Kulturministerium wissen, wie der Stand der Verhandlungen ist.“ Wünschenswert wären Gespräche mit dem Investor vor Vertragsunterzeichnung gewesen, stellt sie fest. Von der aktuellen Entwicklung sei man überrascht worden. Dass das Ministerium zwischen dem Arbeitskreis und dem nun feststehenden Besitzer Gespräche vermitteln will, werde schon seit zwei Jahren zugesagt und sei nun wieder zugesichert worden.


Der Kreisausschuss des Landkreises Dahme-Spreewald hatte im August 2020 einen Antrag der Grünen-Fraktion abgelehnt, die eine Kauf-Option für das Schlosse offen zu halten. Die Kreisverwaltung hatte damals auf den § 78, Absatz 1 der Brandenburgischen Kommunalverfassung verwiesen, wonach Landkreise oder Kommunen nur dann Vermögensgegenstände erwerben dürfen, wenn diese zur Aufgabenerfüllung erforderlich sind – was wiederum ein Nutzungskonzept und eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung erforderlich gemacht hätte. Die Verwaltung ging damals davon aus, dass eine denkmalgerechte Sanierung einen zweistelligen Millionenbetrag kosten würde.

 

In der darauf folgenden Kreistagssitzung wurde ein Bekenntnis zur Offenhaltung des Schlosses wie folgt beschlossen: „Der Landrat erklärt der Landesregierung gegenüber, dass der Landkreis Dahme-Spreewald ein hohes Interesse an einer regionalen und überregionalen öffentlichen Nutzung des Schlosses Lieberose hat und für ihn diese Vorrang vor einem Verkauf an einen Meistbietenden hat.“ Inwiefern diese Forderung in die Verkaufsentscheidung eingeflossen ist, ist unklar. Die Brandenburgische Schlösser gGmbH wollte sich gestern nicht dazu äußern und verwies auf eine zu erwartende Pressemitteilung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und des Landes Brandenburg als Gesellschafter, die auch mit den neuen Eigentümern abgestimmt werde.

 

Die ehrenamtliche Lieberoser Bürgermeisterin Petra Dreißig hatte bereits am 10. September, einen Tag nach der notariellen Vertragsunterzeichnung, Dr. Thomas Pahlitzsch im Schlosshof begrüßt. In Lieberose hatte sich die Nachricht vom Verkauf des Schlosses schnell verbreitet und Einwohner der Stadt waren gekommen, um den neuen Besitzer zu begrüßen und kennen zu lernen.

 

Lieberoses Bürgermeisterin Petra Dreißig mit ihrem Begrüßungsgeschenk für den Käufer des Schlosses. Foto: Ingrid Hoberg


Wie Petra Dreißig vor Ort sagte, war das Schloss für 950.000 Euro ausgeschrieben gewesen. Die Bürgermeisterin, die zu den Gründungsmitgliedern des Arbeitskreises Schloss Lieberose gehörte und inzwischen nach eigenen Angaben ausgetreten ist, wandte sich in Eigeninitiative an den potenziellen Käufer, als sich abzeichnete, dass er sich zurückziehen wolle. Der  Vertrag kam dann also doch zustande. „Der 9. September 2021 geht in die Geschichte von Lieberose ein“, sagte sie im Schlosshof unter dem Applaus der Lieberoser.


Und dann traf der neue Besitzer am Abend des 10. September in Lieberose ein. „Vor drei Jahren habe ich das Schloss das erste Mal gesehen“, sagte Dr. Pahlitzsch. In kurzen Worten dankte er dem Förderverein Lieberose, „der auf das Schloss aufgepasst hat“ und der Schlösser GmbH für die erhaltenden Sanierungsarbeiten. Dass viel Arbeit noch zu tun sei, davon werde er sich nicht abschrecken lassen. Er wolle mit allen Interessierten Gespräche führen, die Türen offen halten und keine Konkurrenzsituation der Projekte. Er verwies auf Steinhöfel (Oder-Spree), wo er bereits ein Schloss erworben hat.

 

Am Freitagabend wurde der Käufer im Schlosshof von der Bürgermeisterin und interessierten Lieberosern begrüßt. Foto: Ingrid Hoberg

 

Es gibt dennoch Befürchtungen, es könnte möglicherweise das letzte Mal sein, dass Rohkunstbau auf Schloss Lieberose zu sehen ist. „Der Verein der Freunde des Rohkunstbau hat sich die gesamte Zeit der Verkaufsausschreibung für eine gemeinnützige Lösung eingesetzt. Gemeinsam mit anderen gemeinnützigen Organisationen und der INA GmbH haben wir ein Angebot unterbreitet, um das Schloss zu erwerben und zu sanieren. Damit sollte das Schloss öffentlich zugänglich sein, eine wichtige Rolle für die Kunst, die Natur und die Region spielen. Für die internationale Ausstellung Rohkunstbau ist die Zukunft nun wieder ungewiss“, so Inka Thunecke vom Verein. Sie kündigt noch einmal mit „Whiteboard Lieberose“ eine visuelle Tanzperformance für den 25. und 26. September an.


Das Gespräch über ein Zusammenwirken mit dem neuen Besitzer sucht auch der Förderverein Lieberose, der sich inzwischen mit einem Brief direkt an den neuen Schlossherrn gewandt hat, wie Vereinsvorsitzender Dieter Klaue mitteilt.


Info

  • Der Arbeitskreis Schloss Lieberose lädt am Donnerstag, 23. September, um 19 Uhr zur öffentlichen Informationsveranstaltung in der Darre, Schlosshof 3a, ein.
  • Im Arbeitskreis sind vertreten: die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg „Die Wildnisstiftung“, der Verein der Freunde des Rohkunstbau, der Förderverein Lieberose und der Förderverein Nationalpark Lieberoser Heide.
  • „Whiteboard Lieberose“ eine Visuelle Tanzperformance in den Räumen der Ausstellung Rohkunstbau. Aufführungen: 25. September um 16.30 Uhr, 18.00 Uhr und 19.30 Uhr; 26. September 10.30 Uhr, 15.00 Uhr.  

Weitere Informationen

Veröffentlichung

Do, 16. September 2021

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